Für Martin Strutz, den langjährigen Weggefährten Jörg Haiders, war es eine Genugtuung, endlich mal von seinem Chef belohnt zu werden. Und sofort, wie es Strutz' Naturell eben ist, stellte er klar, dass sein Mentor Haider der unumstrittene Chef der Kärntner Freiheitlichen war und ist und er selbst nur ein treuer Vasall.

Die neue Würde für Strutz dürfte ihm aber lediglich als "Trostpflaster" vorgekommen sein, nachdem ihm Haider mehrfach den wesentlich jüngeren Erzrivalen Karl-Heinz Grasser als "Kronprinzen" vor die Nase gesetzt und trotz immer wieder aufbrechender Differenzen bei der Besetzung wichtiger politischer Ämter in der Landesregierung und dann als Minister vorgezogen hatte.

Dabei hat sich Strutz immer als fleißiger und gehorsamer Gefolgsmann präsentiert. Schon kurz nach Abschluss seines Studiums der Politikwissenschaften, Publizistik und der Philosophie heuerte Strutz als Mitarbeiter im FP-Parlamentsklub an.

Da wurde er noch der so genannten "Buberlpartie" zugerechnet. Seine ersten Sporen verdiente er sich im Kärntner Landtagswahlkampf 1989, wo er nach dem großen Erfolg der Freiheitlichen - ihnen gelang es damals, die absolute Mehrheit der SPÖ zu brechen - zum persönlichen Sekretär von Landeshauptmann Haider berufen wurde. Im selben Jahr wechselte er in den Kärntner Landtag und wurde 1991 Klubobmann der blauen Landtagsriege. Dort fungiert Strutz bis heute als politische Speerspitze, er betrieb Fundamentalopposition mit der Brechstange. Seine Wortwahl führte des Öfteren zu Empörung und Ablehnung - nicht nur beim politischen Gegner.

Mittlerweile gibt sich der zweifache Familienvater "gereift", kehrt sein Verantwortungsbewusstsein für das Land hervor und erhält auch vom neuen politischen Partner in Kärnten, der SPÖ, nur Lorbeeren als paktfähiger Sachpolitiker. Auch Haider hat dem Heißsporn so manchen politischen Fehler verziehen. Er habe aus seinen politischen Fehlern gelernt, rief Strutz den Delegierten am Parteitag zu. Und auch sein Erfinder Haider attestiert ihm heute, nicht nur sein schärfster Kritiker, sondern auch sein langjähriger Freund gewesen zu sein.

Vor vier Jahren, da schien die politische Karriere des Martin Strutz beinahe schon geplatzt. Damals zeichnete er im Kärntner Landtag für die peinlichste Panne verantwortlich, die der FPÖ je widerfahren ist: Strutz hob gedankenverloren die Hand, als es um die Abstimmung zur Erhöhung der Kärntner Politikerbezüge ging - und der Klub folgte ihm. Haider und die FPÖ hatten diese Regelung massiv gegeißelt. Strutz bot seinen sofortigen Rücktritt an. Haider verzieh ihm - wohl auch wissend, dass das Personalreservoir der Freiheitlichen nicht gerade voll ist. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 5.11.2001)