Wien/St. Pölten - Das Thema Homosexualität steht als Tagesordnungspunkt auf dem Programm der Bischofskonferenz, die nächste Woche in Wien tagt. Für die Kirche ein schwieriges und heikles Thema, für die Bischöfe ein heißes Eisen. Am Freitag dazu Schweigen und eingezogene Köpfe. Der Tagesordnungspunkt droht zum großen Streitfall zu werden. Die Katholische Männerbewegung hat ein Positionspapier mit durchaus kontroversen Ansätzen zum Thema Homosexualität und Kirche vorgelegt - und wurde daraufhin vom St. Pöltner Bischof infrage gestellt. Er verlangt, dass bei der Bischofskonferenz über die Zukunft der katholischen Männerbewegung diskutiert wird - und fordert jedenfalls einen Widerruf der strittigen Thesen. Hilfe für die Männerbewegung kam am Freitag vom "Forum XXIII" für Orientierung in Kirche und Gesellschaft, einer Reformgruppe innerhalb der katholischen Kirche. Die Männerbewegung habe mit ihrem Positionspapier "den Anstoß für mehr Verständnis homosexuellen Menschen gegenüber geben wollen und pastorale Zuwendung zu dieser Gruppe von Mitchristen befürwortet". Respekt vor diesen Beweggründen bedeute nicht, "dass man mit jedem einzelnen Vorschlag des Papiers konform gehen müsse", hieß es in einer Stellungnahme der Reformgruppe. Die Vorbehalte Krenns würden jedoch nicht zuletzt darin resultieren, "dass Laienorganisationen der Kirche gegen Positionen und Äußerungen des St. Pöltner Bischofs immer wieder Stellung bezogen haben". Die Katholische Männerbewegung ist dem St. Pöltner Bischof seit der Vorlage ihres Thesenpapiers, in dem die Entdiskriminierung Homosexueller gefordert und der so genannte "Homoparagraph" 209 kritisiert wird, ein Dorn im Auge. Bischof Krenn selbst wollte am Freitag nicht Stellung nehmen. Für Krenn sprach sein Pressereferent Michael Dinhobl: "Wenn eine katholische Organisation gegen Gebote der Kirche auftritt, dann stellt sich die Frage nach ihrer Zielsetzung." Auf die Frage, ob es zu einer völligen Auflösung der Männerbewegung kommen sollte, meinte er nur: "Erst nach Abschluss der Konferenz werden wir wissen, was passiert." Die österreichische Männerbewegung sei ein Überbau und erfülle zwar eine gewisse Koordinationsfunktion. Die Hauptarbeit passiere aber in den Diözesen, daher sei der Überbau an sich nicht so wichtig. (APA, pm) - DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 3./4.11.2001