Wien - In der Verstaatlichtenholding ÖIAG herrscht Freude: Bereits mehrere Finanzinvestoren haben ihr Interesse an der Telekom Austria (TA) angemeldet, seit die Telecom Italia bestätigt hat, ihre knapp 30 Prozent verkaufen zu wollen. "Aber es sind Investoren, die vor allem finanzielle Interessen haben und keine strategischen Absichten", warnt ein Insider. "Die Gefahr, das dann die TA zerlegt und zu Geld gemacht wird, ist hoch." Unsicherheit herrscht über die Absichten der italienischen Partner die Mobilkom betreffend, die mit A1 in Österreich Marktführer ist. 75 Prozent an der Mobilkom hält die TA, 25 Prozent gehören der Mobilfunktochter der Telecom Italia, TIM. Damit halten die Italiener durchgerechnet 43,75 Prozent. "Die Italiener werden vermutlich nur das Festnetz abgeben wollen - möglicherweise durch Spaltung und Aktientausch -, dann hätte die ÖIAG wieder die Telekom, die Italiener die Mobilkom. Das wäre aber für die TA fatal: Ohne Mobilkom ist die TA nur noch rund drei Euro pro Aktie wert", meint ein Manager im Umfeld der Verstaatlichtenholding. Inklusive Mobilkom kostete die TA-Aktie beim Börsengang neun Euro. "Festnetz allein ist heute doch nur noch ein Auslaufmodell." Zweistufiger Prozess Bei dem einzigen bis jetzt offiziell bestätigten Bieterkonsortium, der Gruppe aus dem US-britischen Fonds Providence Equity und der deutschen Investmentfirma Apax, geht man von einem zweitstufigen Verkaufsprozess durch die ÖIAG aus. Demnach würden nach derzeitigem Stand "in den nächsten sechs Monaten" das TA-Festnetzgeschäft und erst später das Handygeschäft der Mobilfunktochter Mobilkom veräußert werden. Festnetz als lohnendes Investment Ein stark involvierter Berater der Providence-Apax-Gruppe, der namentlich nicht genannt werden wollte, bestätigte am Freitag, dass das Konsortium zwar an der gesamten mit rund 4,5 Mrd. Euro (61,92 Mrd. S) bewerteten TA-Gruppe interessiert sei, aber auch nur das Festnetzgeschäft für ein lohnendes Investment halte. "Wir kaufen auch nur das Festnetz", hieß es gegenüber dem S TANDARD . Der Wert für die Festnetztelefonie samt Datengeschäft und Internet sei grob mit zwei Mrd. Euro anzusetzen. Die kolportierte Beratertätigkeit durch den Industriellen Hannes Androsch dementierte der Insider. Als einziger ernsthafter Konkurrent um das TA-Festnetz nannte der Providence-Apax-Berater die Deutsche Telekom, die in Österreich mit max.mobil bereits über ein kräftiges Handy-Standbein verfügt. Zuletzt habe Providence Equity das Festnetzgeschäft der irischen Telekom gekauft. Ein "wesentlich größeres Gerangel" werde erst im zweiten Schritt um die Mobilkom herrschen. So scharre etwa die weltgrößte US-Buyout-Firma Kohlberg Kravis Roberts & Co bereits in den Startlöchern. Als Grund für den getrennten Verkauf nannte der Berater Streitereien bei der Telecom Italia (TI) um die Zukunft ihrer Mobilfunksparte TIM. Die TIM selber wolle wachsen und "ein Imperium aufbauen". Die TI-Eigentümer müssten jedoch den gigantischen Olivetti-Schuldenberg abtragen und sich daher "am Ende des Tages" wohl oder übel auch von ihren Mobilfunkbeteiligungen trennen. (Michael Bachner, Michael Moravec, DER STANDARD, Printausgabe 3.11.2001)