MAK
Wien - Mit der Ausstellung "Wiener Grafik in New York. Joseph Binders grafisches Werk in den USA (1933 - 1972)" setzt das Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) die Präsentation der Arbeit des Pioniers der österreichischen Plakatkunst fort. Nach der zu Jahresbeginn gezeigten Schau "Harmonie im Kontext", die der "Wiener Grafik" Binders gewidmet war, steht nun im MAK-Kunstblättersaal ab Morgen, Mittwoch (26.9.) das amerikanische Spätwerk des Plakatkünstlers im Zentrum. Hatte die Ausstellung des Frühwerks ins Bewusstsein gerückt, wie sehr Binders Plakate und Logos sich bis in die Gegenwart eingeprägt haben (mit dem "Meinl-Mohr", der "Bensdorp Schokolade", den Semmeringplakaten), wird nun ins Licht gerückt, welche Wirkungen Joseph Binder, am 3. März 1898 in Wien-Favoriten als Sohn eines Metalldrehers geboren, in der amerikanischen Reklame haben sollte. "Konstruktive Reduktion" Pastellzeichnungen, die Binder zwischen 1933 und 1935 auf Reisen durch das Land fertigte und in denen er den american way of life aufsaugte. In diesen Jahren war der Wiener Grafic Designer als Lehrbeauftragter an Institutionen wie dem Art Institute, Chicago und als Vortragender in verschiedenen Art Directors Clubs unterwegs, bis er sich 1936 ganz in den USA niederließ. "Ich fand die Stimmung in Europa deprimierend, und wir waren uns des Vorteiles der amerikanischen Lebensauffassung bewusst", schrieb Binder über jene Zeit. Mit seinem bis hin zur Abstraktion reduzierten Stil der "konstruktiven Reduktion" brachte er etwas Neues in die bis dahin am Realismus und Naturalismus orientierten Kunst- und Werbeszene ein. Plakate, wie das zur New Yorker Weltausstellung 1939, welches das zu dieser Zeit meist gedruckte in den USA werden sollte, für die American Railroads oder für die United Airlenes belegen den dynamischen Stil, den Binder in den USA weiterentwickelte, indem er nicht mehr die Farbe, sondern den Raum und architektonische Details als gestalterische Elemente einsetzte. Von 1948 bis zu seiner Pensionierung war Binder Chefgrafiker der US-Marine, der er in mehreren Kampagnen ein neues Erscheinungsbild als modernste Kriegsflotte der Welt verpasste. Auch das bis heute verwendete Logo der US Navy hat Binder entworfen. Ende der fünfziger Jahre begann Joseph Binder, sich wieder der Malerei zuzuwenden. Der Schüler von Bertold Löffler an der Wiener Kunstgewerbeschule, die er erst spät, nach seiner Einberufung in den Ersten Weltkrieg (im Deutschmeister Regiment) besuchen konnte, wandte sich einer mythischen und geometrischen Abstraktion zu. 1972 starb Binder in Wien, wohin er zur Vorbereitung einer Ausstellung im Museum für angewandte Kunst gekommen war. Nach dem Tod seiner Witwe Carla (1994) kam der gesamte Nachlass das Plakatkünstlers ins Museum, wo man derzeit daran arbeitet, diesen Nachlass digital zu erfassen. Die Ausstellung ist von einem Katalog begleitet, der auch als erster Band eine neue Schriftenreihe des Museums einleiten soll. In weiterer Folge wird 2002 erstmals ein vom MAK ausgeschriebener internationaler Designpreis vergeben, für dessen Preisgeld auch die Erträge aus dem zu diesem Zweck von Carla Binder testamentarisch vermachten Kapital aufgewendet werden. (APA)