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Stuttgart - Der französische Philosoph Jacques Derrida hat nach den Terroranschlägen in den USA eine neue Politik gefordert. Derrida, der am Samstag in der Frankfurter Paulskirche mit dem "Theodor W. Adorno-Preises 2001" ausgezeichnet wurde, sagte im Südwestrundfunk (SWR): "Wir brauchen eine Veränderung der Politik, insbesondere in Israel und Palästina. Nur ein politischer Wandel kann für die Zukunft eine solche barbarische und unmenschliche Attacke unmöglich machen." Er empfinde großes Mitleid mit allen Opfern, erklärte der 71-Jährige. Der französische Philosoph erklärte nach der Entgegennahme des"Theodor W. Adorno-Preises 2001", er fühle sich nach den Terroranschlägen von New York und Washington in seiner Philosophie der Dekonstruktion, in der es keine absolute Wahrheit und keinen letzten Sinn gibt, bestätigt. "Mein unbedingtes Mitgefühl, das den Opfern des 11. September gilt, hindert mich nicht, es auszusprechen: Ich glaube angesichts dieses Verbrechens an die politische Unschuld von niemanden." Niemand kann sich von den Irrtümern der eigenen Politik freisprechen Mit Blick auf die bevorstehende Vergeltungsaktion der USA erklärte Derrida, dass sich niemand von eigenen Fehlern, dem eigenen Unrecht, den Irrtümern der eigenen Politik freisprechen könne - auch nicht in dem Augenblick, "da man den furchtbarsten Preis für sie zahlt." Er bewundere Adorno, weil dieser nicht aufgehört habe, zwischen dem "Nein" des Philosophen und dem "Ja, manchmal, vielleicht" von Künstlern oder Psychoanalytikern zu zögern. Derrida wurde 1930 als Sohn jüdischer Eltern in Algerien geboren. In den 80er Jahren baute er in Paris das "College International de Philosophie" mit auf. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört "Die Schrift und die Differenz" von 1972. Die Stadt Frankfurt ehrt mit dem Adorno-Preis seit 1977 Persönlichkeiten für hervorragende Leistungen auf den Gebieten der Philosophie, Musik, des Theaters und des Films. Der im Drei-Jahres-Rhythmus vergebene Preis war bisher mit 50.000 Mark dotiert. Zu den früheren Preisträgern gehören die Musiker und Dirigenten Michael Gielen (1986) und Pierre Boulez (1992) sowie der Regisseur Jean-Luc Godard (1995). (APA/dpa)