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Chisholm: "Ich würde Ihnen gerne erzählen, dass morgen alles besser sein wird. Angesichts der aktuellen Tendenzen kann man zumindest annehmen, dass es besser werden könnte. Den genauen Zeitpunkt kann ich allerdings nicht bestimmen. Das "Best Case" Szenario ist folgendes: Es sind bereits neun Monate seit der ersten Zinssatzverringerung in Amerika vergangen. Wenn man einen Blick in die Vergangenheit wirft - wozu man sich gelegentlich die Zeit nehmen sollte -, sieht man, dass es normalerweise neun Monate braucht, bis eine Zinssenkung auf Ebene der Unternehmen zu greifen beginnt. Langsam aber sicher sind schwache Anzeichen einer makroökonomischen Marktbesserung in den USA zu bemerken. Der Schlüsselfaktor für dieser Entwicklung ist aber die Arbeitslosenrate. Bis zuletzt haben sich der Konsum in den USA und in Europa recht gut gehalten. Außerdem hat die 300 Dollar Vergütung, die alle Amerikaner vor ein paar Wochen bekamen und sofort ausgaben, sehr geholfen. Da sich viele Unternehmen im Umbau befinden und immer mehr Arbeitskräfte entlassen, was in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien leicht durchzusetzen ist, werden die Konsumenten jedoch immer mehr verunsichert und beginnen sich um ihre Jobs zu Sorgen. Denn nach wie vor gilt: Die Arbeitslosigkeit steigt immer vor der Wirtschaftserholung. Ich glaube, dass diese Rezession noch die nächsten 18 Monate andauern könnte. Anfang des Jahres sagte jeder, dass sich der Markt v-förmig erholt. Jetzt behaupten aber viele, dass wir uns in einer der schlimmsten Wirtschaftszeiten überhaupt befinden und alles noch schrecklichere Ausmaße annehmen wird." Wie investiert ein Fondsprofi im Moment privat? Chisholm: "Mein Instinkt sagt mir, dass man jetzt in den Markt investieren soll. Trotzdem kann es sein, dass man in nächster Zeit einen 10-prozentigen Abwärtstrend beobachten kann. Ich für meinen Teil kaufe unter keinen Umständen einzelne Aktien für mein privates Portfolio, da ich mich ausschließlich um die Veranlagungen meiner Investoren kümmern möchte. Wenn ich selbst investiere, dann kaufe ich Investmentfonds. Kaufe ich zum jetzigen Zeitpunkt? Ja, das tu ich!" Aktuelle Portfolio Themen Chisholm: "Folgende zwei Themen bestimmen im Moment den Horizon European Small Companies Fund: Bevölkerungsentwicklung und Gesetzgebung. Wir alle werden älter und müssen uns um unsere eigene Pension kümmern. Diese demographische Entwicklung bestärkt den Trend zu Aktieninvestments. Natürlich fordern wir das auch für das Gesundheitssystem. Die Regierung kann und will das nicht finanzieren, deshalb werden Anbieter privater Gesundheitsvorsorge für den Fonds immer interessanter. So gibt es in Frankreich 11.000 Altenheime, dennoch ist der Marktführer in diesem Sektor nur im Besitz von knapp 100. Da fällt es einem leicht zu erkennen, dass bald Unternehmenszusammenschlüsse folgen werden. In Deutschland habe ich Techem gekauft, ein Unternehmen das Wasserzählervertreibt. Generell haben wir die europäische Konsumgüterindustrie zurückgenommen und den Anteil amerikanischer Titel erhöht. Die Hälfte der Hugo-Boss-Position habe ich verkauft. Rückblickend betrachtet, hätte ich sie ganz abtreten sollen. Mittlerweile fange ich an, die Gewichtung in Aktien zu vergrößern die ihre Einnahmen in den USA erwirtschaften. Als Besipiel sei die Marktforschungsfirma Ipsos angeführt die 15 % ihrer Einnahmen aus den USA bezieht. Noch zu erwähnen wäre ein schweizerisches Unternehmen mit dem Namen "KABA", das Schließmechanismen für Türen produziert und im letzten Jahr eine amerikanische Gesellschaft gekauft hat."