Der Markt fordert Ware, Dienstleistung, Innovation – in immer kürzerer Zeit. Doch Führungskräfte, Manager und Mitarbeiter sind oft überfordert, arbeiten an der Grenze ihrer Kapazität. Eine Lösung sind Interimsmanager.

Wissen der ,50 Plus‘

"Ältere Führungskräfte werden in Zukunft im Management gehalten werden, weil es sich Unternehmen nicht leisten können, das Wissen der ,50 Plus‘ brach liegen zu lassen. Allerdings werden fixe Anstellungen zunehmend freien Dienstnehmerverträgen weichen. Unternehmen buchen ältere Manager auf Zeit, die in der Projektabwicklung als Mentor agieren", weiß Christoph la Garde*, Managing Partner der Neumann Management Consulting in Wien.

Bommende Führungskräfte-Bereitsteller

Manager auf Zeit verfügen über nötiges Know-how, sind sofort einsatzbereit. Die Branche der Führungskräfte-Bereitsteller boomt. Sie erwartet Zuwachsraten von 20 bis 50 Prozent. Die neue Art zu arbeiten ist jedoch nicht nur für Unternehmen viel versprechend. Das Leben als Projekt-Nomade ist für viele Manager durchaus interessant.

Vermittlungsagentur für Manager auf Zeit

Seit vier Wochen sitzen Siegfried Klein und Günther Krüger in den neuen Büroräumen der Firma Brainforce AG – eine Vermittlungsagentur für Manager auf Zeit – in München. Seit 1979 vermittelt die Schweizer Agentur Projektleiter, Abteilungsleiter und Geschäftsführer ins In- und Ausland. Jetzt will sie den deutschen Markt erobern. Johannes Müller aus Zürich ist seit kurzem der Chef.

Retter in der Not

"Interimsmanager sind Retter in der Not", so Müller. Ihr Einsatz könne überall sein. In jeder Branche, in jedem Unternehmen, vom Mittelstand bis zum Weltkonzern. Etwa 1500 Interimsmanager hat die Brainforce AG in ihrer Datei. Darunter auch kleine Teams. Für ihre Kunden akquiriert Brainforce-Manager auf Zeit jeglichen Alters. Jedoch sind Mitarbeiter unter 35 die Ausnahme. Ihnen fehlt es an Erfahrung. Und ohne die haben Interims-Manager keine Chance. Sie haben keine Zeit, sich lange einzuarbeiten. Sie müssen sofort agieren.

Temporär ein Team führen

Neben Erfahrung zählen Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompetenz. Manager auf Zeit müssen temporär ein Team führen. Dass sie nur vorübergehend in der Firma bleiben, hilft. Sie sind keine Konkurrenz, sägen an keinem Stuhl. Darüber hinaus müssen Interimsmanager bereit sein, unter Umständen ein Leben im Hotel zu führen. Das Einsatzgebiet ist in der Regel groß. Außerdem gibt es keine Jobgarantie. Für ihre existenzielle Absicherung müssen die Manager selbst sorgen. Durch eigene Projekte, ein zweites Standbein.

20 Prozent mehr Gehalt

Für die Firmen kosten die Interimsmanager erst mal Geld. Etwa 20 Prozent liegt ihr Gehalt über dem von Festangestellten. Hinzu kommt die Provision für die Vermittler. Dafür sparen sich die Unternehmen alle Sozialleistungen und können sich jederzeit von dem externen Helfer trennen.

Keine Erfolgsgarantie

Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Aber die Verträge sind frei verhandelbar. Für Topmanager mit einem Jahres-Fixhonorar von 250.000 DM (1,758.883 S/127.823€) sind Prämienmodelle keine Seltenheit. Ansonsten gibt es Tages-, Monats- und Jahresverträge. Ein boomendes Geschäft. 10.000 Interimsmanager ziehen in Deutschland von Unternehmen zu Unternehmen. Und die Zahl steigt.

Auch TMP Worldwide, der globale Marktführer für Onlinerecruiting, Personalmarketing und Personalberatung hat Anfang des Jahres den Geschäftsbereich Interimsmanagement etabliert. Christof Meier-Preschany, Managing Director des Interimsmanagements in Frankfurt hält eine Wachstumsrate von 20 bis 50 Prozent für realistisch.

"Nicht leistbar"

"Die Unternehmen haben in den letzten Jahren enorm abgespeckt. Es gibt nicht mehr x Vertretungen. Keine Firma kann es sich heute noch leisten, Mitarbeiter auf undefinierte, schwammige Positionen zu setzen. "

Auch TMP hält nicht allzu viel von Jungmanagern. "Unsere Mitarbeiter sind im Durchschnitt 45 Jahre alt, haben mehrere Phasen in diversen Unternehmen durchlaufen, kennen gutes wie schlechtes Wetter. Mit Anfang 30 können sie nichts ausrichten."

Management Angels

Das sehen die Management Angels anders. Im vergangenen Jahr hat Thorsten Becker mit Christoph Pech und Jan-Christian Voigt die Hamburger Vermittlungsagentur ins Leben gerufen. Für ihre Dienstleistung kassieren die Management Angels eine Provision von 25 Prozent des Managerlohns – 15.000 Mark (105.533 S/7670 €) pro Monat. Minimum. "Start-ups suchen junge Köpfe, damit sie von ihren Mitarbeitern auch akzeptiert werden." Wenn sie doch mal Rat brauchen, wenden sich Becker und Co. an ihren Ältestenrat – ein zehnköpfiges Gremium mit bekannten Managern aus der deutschen Wirtschaft. (zug, lit/DER STANDARD, Print-Ausgabe)