Nach unzähligen Start-up Flops ist nun wieder eine Trendumkehr in Sicht. Erfahrung zählt. "Unternehmen der New Economy haben die Personalentwicklung großzügig vernachlässigt und den Faktor Erfahrung schlecht eingeschätzt," beschreibt Elisabeth Leyser, Marketingleiterin bei Hill International, das Manko vieler Start-ups. Wäre es der jungen Wirtschaft denn anders ergangen, hätten sie auf einen weisen Älterenrat gehört? - Leyser: "Neulich trat der junge Vorstand eines Unternehmens mit dem Auftrag an mich heran, ihm einen Coach zu vermitteln. Nach einem längeren Gespräch hat sich herausgestellt, dass die Führungsriege vormals vierköpfig war - die älteren Manager waren erst kurz zuvor hinaus bugsiert worden." Auch die Vorzeige-Pleite redstars.com, hat innerhalb von 17 Monaten vier Mal das gesamte Management ausgetauscht - die schnelllebigen Youngsters haben sich offensichtlich geschnitten. "Ein gesundes Unternehmen setzt auf ’Diversity Management, - gut durchmischte Altersstrukturen geben Energie - das lässt sich durchaus mit einem Biotop vergleichen.", so Leyser. Cross-Mentoring

Konzepte für die Integrität von Alt und Jung scharren in den Startlöchern: Cross-Mentoring, ist eines davon. Hill International entwickelte das Programm. Der Gedanke dahinter ist einfach: Zwei Unternehmen arbeiten zusammen. Erfahrene Führungskräfte der einen, begleiten und fördern über einen bestimmten Zeitraum jüngere Mitglieder der anderen Organisation. Die Kooperation geht in beide Richtungen. Der Effekt dieses Ansatzes reicht laut Hill, über die üblichen Mentoring-Programme hinaus. Der branchenübergreifende Austausch von wichtigem Know-how, bringt den berühmten "Blick über den Tellerrand". Neue Lösungen und Perspektiven tun sich auf. Außerdem kann das unbezahlbare Fachwissen auch optimal genützt werden - beide Unternehmen profitieren davon. Und nicht zuletzt räumt diese Methode dem Mentor einen besonderen Stellenwert ein: Das jahrelang akkumulierte Wissen erfährt eine Wertschätzung. Immer mehr Unternehmen setzen in ihrer Personalpolitik auf reifere Mitarbeiter: Der Technologie-Konzern ABB spricht sich ganz klar gegen eine Diskriminierung aufgrund von Alter aus. Dem Argument "Ältere Manager kosten zu viel", setzt Leyser entgegen: "Gute Leute sollen gut bezahlt werden." Und den Einwand, dass Führungskräfte zunehmenden Alters unflexibel sind, relativiert die Expertin so: "Das Thema Weiterbildung liegt großteils im Verantwortungsbereich der Unternehmen. Vielen Firmen mangelt es dabei allerdings an Strategie. Ein Umdenkprozess ist fällig. Wenn lebenslanges Lernen ins Blut übergeht, kommt es erst gar nicht zu dieser Diskussion." Außerdem hänge der Wissensstand von der persönlichen Einstellung ab und sei keine Frage des Alters. Arbeitsmarkt-Dämpfer

Aus demographischer Sicht kommen wir ohnehin nicht drum herum mit "Senioren" zu arbeiten: Die Pension wird in Zukunft länger auf ihre Bezieher warten. "2005 wird es die erste Delle am Arbeitsmarkt geben. Eine merkbare Verknappung der Erwerbstätigen wird die Folge sein. 2014 folgt der zweite Dämpfer, der sich wesentlich kräftiger niederschlagen wird," erklärt Alois Guger, Pensions- und Sozialexperte des Wifo. "Die ,Hire-and-Fire-Mentalität’ wird sich einstellen. Personalchefs werden interessiert daran sein, die Menschen in der Organisation zu halten. Gut ausgebildete Mitarbeiter werden rar," meint Guger, allerdings nicht ohne Vollkasko-Denkern Illusionen zu rauben: "Die Anzahl der freien Dienstverträge wird dramatisch steigen." Wer seinen Wissensstand kontinuierlich aktualisiert, hat gute Chancen als Berater zu reüssieren. Zum Beispiel in dem von der EURAG ins Leben gerufenen Club der Gründer, der am 25. September erstmals tagt. Infos: Tel.: 01/489-09-36 (DER STANDARD, Print-Augabe)