Es entbehrt nicht der Ironie, dass mit der Vorstellung neuer Softwareversionen Hersteller die Schwächen früherer Produkte einräumen, von denen bis dahin offiziell nie die Rede war. So auch bei der Präsentation des neuen Windows XP bei einem Presseworkshop diese Woche: Einer der Hauptvorzüge, betonte Produktmanager Franz Kramer von Microsoft, sei die Absturzsicherheit, die XP vor allem "Home-Usern" bringe.

Vorbei also die Zeiten des gefürchteten blauen Bildschirms, mit dem Windows 95, 98 oder ME signalisierte: Nichts geht mehr. Dieser "schwere Ausnahmefehler", der zum völligen Absturz des Computers, Verlust bereits geleisteter Arbeit und zeitraubenden Neustart führt, soll bald nur noch PC-Geschichte sein.

Windows XP bringt die seit zwei Jahren getrennte Betriebssystementwicklung wieder unter ein Dach: auf der einen Seite "professionelle" Anwender, die seit Windows 2000 ein relativ absturzsicheres System haben, das jedoch manche Multimedia-Anwendungen und Spiele nicht bedienen kann. Auf der anderen "Heimnutzer" mit Windows 95/98/ME, deren PC zwar lustiger (weil besser für Multimedia geeignet), dafür aber labiler sind.

Windows XP, das auf dem (stabileren) Windows-2000-Kern aufbaut, bedient nunmehr beide Gruppen in zwei Geschmacksrichtungen, "Home" und "Professional". Die einen (Home) gewinnen Stabilität und Mehrbenutzer-Fähigkeit, damit Vater-Mutter-Kind sich auf einem PC nicht in die Quere kommen; die anderen (Professional) Multimediafähigkeit. Beide bekommen ein aufgefrischtes Aussehen und etwas einfachere Bedienung.

Darüber hinaus macht Windows XP einen wichtigen Schritt zur Integration von Ton, Bild und Video in die Funktionalität des PCs. Wer etwa einen Bildordner mit digitalen Schnappschüssen anlegt, sieht am Ordnersymbol, welche Bilder darin enthalten sind, so wie die Dateien als Kleinbild angezeigt werden oder sich rasch zu einer Diashow umwandeln lassen.

Die Möglichkeit der Fernbedienung eröffnet neue Möglichkeiten und erlaubt, von einem anderen Standort auf den PC zuzugreifen, vorausgesetzt, man darf und das Gerät ist eingeschaltet. Benutzer können anderen über Leitung den Zugriff erlauben, um sich von einem Kollegen oder dem Administrator bei der Lösung eines Problems helfen lassen zu können. (spu - Der Standard Printausgabe)