Wien - "Wenn es wirklich gebrannt hätte, dann wäre das ,Kaprun zwei' geworden." Franz Tragner ist keiner, der hysterisch wird oder mit Katastrophenvokabeln um sich wirft. Im Gegenteil: "Ich glaube, es gab nur deswegen keine Verletzten, weil wir alle einen kühlen Kopf bewahrt haben." Und das, obwohl das "Drumherum" durchaus panikfördernd war: Freitagmorgen blieb eine Garnitur der U-Bahn Linie U6 nach der Station Niederhofstraße im Tunnel stehen - und dichter Rauch breitete sich in den Waggons aus. Tragner war einer der rund 500 Fahrgäste in dem Zug, die auf eigene Faust den Zug verließen. "Der Notweg ist einen halben Meter breit. Man stand im Stockdunkeln. Dann haben wir uns mit Feuerzeugen den Weg zur nächsten Station geleuchtet." Dass der Anlass des Qualms "lediglich" ein glosender Luftfilter im Zug war, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Der Fahrer, bestätigen Fahrgäste dem STANDARD, habe "minutenlang" keine Durchsagen gemacht und erst, als die Fahrgäste bereits ausge-stiegen waren, zum Verlassen des Zuges aufgefordert. Michael Lichtenegger von den Wiener Linien weist den Vorwurf zurück, dass "es keine Tunnelbeleuchtung gibt". Folgendes sei passiert: Die Passagiere hätten - "natürlich verständlich" - die Türnotsignale betätigt, um ins Freie zu kommen. Der Zugsführer habe zu dem Zeitpunkt aber noch nichts vom Qualm bemerkt und auch nicht gewusst, warum das Türsignal auf seiner Kontrollanzeige geleuchtet habe. Deshalb habe er zuerst im Zug nachgesehen und dann die Leitzentrale verständigt. Die habe dann das Licht aktiviert. Es sei Vorschrift, dass die Tunnelbeleuchtung erst danach von der Zentrale eingeschaltet werde. (aw, rott/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.9.2001)