Innsbruck/Wien - Stickstoff-Monoxid (chemische Formel: NO) verbinden die meisten Menschen wohl am ehesten mit stinkendem Autoabgas. Tatsächlich spielt das in der Atmosphäre als farbloses Gas vorkommende Molekül aber auch beim tierischen Stoffwechsel eine entscheidende Rolle, etwa als Neurotransmitter oder Blutdruckregulator. 1998 erhielten Robert F. Fuchgott, Louis J. Ignarro und Ferid Murad für ihre Forschungen rund um NO den Nobelpreis. Nun haben Innsbrucker Wissenschafter herausgefunden, dass Stickstoff Monoxid auch bei nicht-tierischen Organismen entscheidende Funktionen haben kann. Im Mittelpunkt der Untersuchungen von Georg Golderer vom Institut für Medizinische Chemie und Biochemie der Uni Innsbruck stand der Schleimpilz Physarum polycephalum. Die rund 600 Arten umfassenden Schleimpilze gehören zu einer eigenen Gruppe der so genannten Niederen Pilze. Sie bilden im Gegensatz etwa zu Schimmelpilzen oder Schwammerln keine Mycelien - Pilzgeflechte - und verbringen die meiste Zeit ihres Daseins - nomen est omen - als mehr oder weiniger farbige, schleimige Masse. Bei Änderung der Lebensbedingungen können die Schleimpilze auch ihren Erscheinungstyp ändern und etwa mikroskopisch kleine, einzellige Schwärmer oder sehr dauerhafte Sporen bilden. Gerade bei der Sporenbildung ist Stickstoff Monoxid entscheidend beteiligt, fanden die Innsbrucker Forscher im Rahmen eines vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützten Projekts heraus. Gerät der Schleimpilz in eine Phase des Hungers - er ernährt sich vornehmlich von Bakterien und sonstigen Einzellern - oder des Austrocknens, ist er in der Lage, noch rechtzeitig vor dem Tod Sporen auszubilden und sich somit fortzupflanzen, erklärte Golderer. In der Hungerphase wird NO in großer Menge produziert, das Molekül fungiert als Signalgeber. Es werden eine Reihe von Reaktionen ausgelöst und letztlich die Ausbildung von Fruchtkörpern gesteuert. (APA)