Wien - Der in Hongkong tätige Produzent und Regisseur Johnnie To arbeitet sehr zügig und effizient. Es gibt Jahre, da publiziert er bis zu drei eigene Filme, von sonstiger Organisationstätigkeit gar nicht erst zu reden. Das lässt auf den ersten Blick Fließbandproduktionen erwarten, beschert uns tatsächlich aber immer wieder kleine Meisterwerke, die in ihrer uneitlen erzählerischen Ökonomie den wahren Schätzen des Gegenwartskinos zuzurechnen sind.

The Mission, 1999 (im selben Jahr wie Tos zuletzt in Österreich akklamierter romantischer Thriller Running Out of Time) entstanden, ist so ein Glanzstück. Knapp 82 Minuten reichen aus, um eine Gruppe von Leibwächtern in allem Reichtum dieser Charaktere zu porträtieren: To kippt die gängigen Perspektiven des Hongkong-Gangsterkinos und konzentriert sich nicht auf die Bosse im Vordergrund, sondern auf deren lebende Schutzschilde, die ihrerseits einen ganz eigenwilligen Arbeitsethos zelebrieren.

Weiters etabliert To eine Knappheit und Präzision einzelner Einstellungen, derentwegen The Mission bei aller Kompaktheit und Kürze eher als ein Laufbildgedicht über Verlangsamungen, Warte-und Lauerstellungen in Erinnerung bleibt. Höhepunkt ist diesbezüglich ein Schusswechsel in einer nächtlichen, entleerten Shoppingmall, in der jede einzelne Bewegung mit immenser Anspannung durchgeführt wird und gleichzeitig die Choreographie der Leibwächter und ihrer Gegner unnötige beschleunigte Kamerabewegungen vollends verbietet.

Und dazu die vielleicht beste Hochspannungsmusik seit Filmen von John Carpenter: Ein supertrockener Synthesizer klingt, als würde er die seltsamen Sicherheitsrituale der Helden hämisch belachen, die ganz am Ende fast hoffnungslos in den Machtspielen der Triaden verfangen scheinen. Aber wer zuletzt lacht ... (DER STANDARD, Print, 31.08.2001)