ORF-Publikumsrat: Seniorenvertreter fordern Zusendung von Stimmzettel Für Seniorenbund-Spitzenkandidat Strobl kommt ORF Informationsauftrag nicht ausreichend nach Wien (APA) - Der Seniorenbund fordert eine stärkere Berücksichtigung seniorenrelevanter Themen im ORF. Mit ihrem Spitzenkandidaten für den ORF-Publikumsrat nominiert die ÖVP-Organisation einen Proponenten, der das Unternehmen von innen kennt: den langjährigen ORF-Mitarbeiter Hans Paul Strobl (64). Er geht um einen der sechs direkt wählbaren Sitze ins Rennen. Insgesamt umfasst der Publikumsrat 35 Mitglieder. In einer Pressekonferenz kritisierten Strobl sowie Seniorenbund-Bundesobmann Stefan Knafl aber nicht nur die Programmgestaltung des ORF. Auch die Wahl des neuen Gremiums stellen sich die beiden Vertreter - wie übrigens auch Strobls SPÖ-Kontrahent Fritz Muliar (81) - anders vor. Für den Seniorenbund kommt der ORF derzeit seinem per Gesetz definierten Informationsauftrag nicht ausreichend nach. Dinge würden falsch eingeschätzt - und zwar vor allem, was die Auswirkungen auf die Gesellschaft betreffe. Da stünden auf der einen Seite zwei Millionen ältere Menschen. Die Forderung nach Gleichbehandlung von Pensionisten in der Sozialversicherung sei etwa kaum vom ORF thematisiert worden, nannte Knafl ein Beispiel. Auf der anderen Seite stünde dann beispielsweise die Berichterstattung über Ausländerpolitik oder die VolxTheaterKarawane. Strobl ortet bei letzterem Thema entweder "Seilschaften" oder "blankes Unverständnis". Hier würden falsche Einschätzungen und Bewertungen erfolgen. Das habe wiederum auch damit zu tun, dass Über-58-Jährige aus den ORF-Mitarbeiter-Reihen eliminiert würden. Manchmal sei es eben doch im Sinn der Qualität der Berichterstattung gut, auf das Wissen älterer Menschen zurück zu greifen. Als weiteres Beispiel nannte Strobl u.a. die unterschiedliche Behandlung von Todesfällen. Da sei einerseits das Ableben des früheren Bundeskanzlers Josef Klaus. Dem ORF sei in einer Meldung nichts Anderes eingefallen, als die Regierungszeit des Verstorbenen sowie dessen Mitgliedschaft in einer "nationalen" CV-Verbindung anzuführen. Auf der anderen Seite stünde der Tod des TV-Anchormans Robert Hochner. Diesen habe der ORF "ausgebeutet". Man habe Hochner als eine "Lichtgestalt" des Journalismus präsentiert, die sich nur unter einer anderen Regierung als der aktuellen habe entwickeln können. Die Kandidatur angenommen hat Strobl vor allem aus einem Grund: Wenn sich der ehemalige SPÖ-Zentralsekretär und spätere Innenminister Karl Blecha nun als Hüter der Unabhängigkeit des ORF aufspiele, sei das "unerträglich". Er könne sich noch daran erinnern, als die Krankheit von Bundeskanzler Bruno Kreisky vom ORF als "Verkühlung" bezeichnet werden musste. Die Wahl der sechs Publikumsratsmitglieder ist für Strobl vollkommen "unzulänglich - aber immer noch besser als 35 vorgesetzt zu bekommen". Strobl und Knafl verstehen nicht, warum der ORF seine Gebührenzahler nicht anschreiben kann und man die Wahl dann auch brieflich vornehmen kann. In dasselbe Horn stießen am Donnerstag auch Muliar sowie der heutige Pensionistenverband-Präsident Blecha (S) in einer Aussendung. Als "wichtigste Aufgabe" nannte Muliar zudem, "dass der ORF Rot-Weiss-Rot bleibt und nicht alle schwarz sehen und sich blau ärgern müssen". (APA)