Die Ramones kamen damals als bis hin zum Cartoon-Charakter verdichtete Band in die Popwelt, die in einer hin zur Hochgeschwindigkeit frisierten Neudeutung klassischer Rock'n'Roll-Elemente, die vom 50er-Doowop-Kitsch bis zu den Garagenbands der mittleren 60er-Jahre und dem Girlband-Sound von Phil Spector reichte, höhnisch alles niedermähte, was damals hoch im Kurs stand und in seiner Opulenz und Großmannssucht (David Bowie, Genesis, Led Zeppelin . . .) zu einer Versteinerung in der Szene gesorgt hatte. In zerrissenen Jeans, Lederjacken, Beatles-Mülleimer-Frisuren und ausgelatschten Turnschuhen und einer cool und zynisch zur Schau getragenen Mischung aus "street wise" und strunzdumm wurde der eigentliche Kern von Rock'n'Roll revitalisiert, der Song. Dieser wurde mit drei Akkorden aus den Ver- stärkern gejagt. Er musste ohne individuellen Ausdruck und stilistische Ziselierungen sein Auslangen finden.
Neben Blitzkrieg Bop gelten hier vor allem Beat On The Brat oder Now I Wanna Sniff Some Glue als zentrale Statements, ausgeführt anhand der Devise: "Rock'n'Roll sollte aus nicht mehr als drei Worten und einem Refrain bestehen. Und die drei Worte sollten gut genug sein, um mit ihnen alles ausdrücken zu können." Auch die Nachfolgealben Leave Home, Rocket To Russia und Road To Ruin variierten bloß dieses Postulat und brachten mit Rockaway Beach, Sheena Is A Punkrocker, Teen- age Lobotomy oder I Wanna Be Sedated ewige Evergreens - sowie den nach "Hey ho, let's go!" zweiten Schlachtruf des Punk: "Gabba Gabba Hey!"