Jakarta - Über ein Vierteljahrhundert nach der Annexion Osttimors durch Indonesien finden am Donnerstag die ersten freien Wahlen in dem Inselteil statt. Die Menschen hoffen, dass dieser letzte Meilenstein für eine vollständige Unabhängigkeit friedlich gelegt wird. Jahrhundertelang hatte Portugal die Kontrolle Jahrhundertelang hatte Portugal die Kontrolle über das 500 Kilometer nördlich von Australien und mehr als 2500 Kilometer östlich von Indonesiens Hauptstadt Jakarta gelegene Gebiet im Osten der Insel Timor ausgeübt. Nachdem die Kolonialherren abgezogen waren, rief die Revolutionäre Front für die Unabhängigkeit Osttimors (Fretilin) Ende 1975 eine demokratische Republik aus. Eine gute Woche später marschierte die indonesische Armee ein. Der bewaffnete Kampf gegen die Besatzer begann. Im Juli 1976 annektierte Jakarta Osttimor und machte es zu seiner 27. Provinz. International wurde dies nie anerkannt. Unabhängigkeitsbestrebungen wurden von Indonesien blutig unterdrückt Die Unabhängigkeitsbestrebungen der mehr als 800.000 Einwohner wurden von Indonesien in den folgenden 25 Jahren blutig unterdrückt. Dabei wurden nach UNO-Angaben über 100.000 Menschen getötet. Einer der grausamsten Zwischenfälle ereignete sich im November 1991, als Soldaten in der osttimoresischen Hauptstadt Dili brutal gegen Demonstranten vorgingen und dabei nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 200 Menschen töteten. Zwei Mal Friedensnobelpreis Internationale Aufmerksamkeit erregte Osttimor im Oktober 1996, als zwei Schlüsselfiguren der Unabhängigkeitsbewegung, Bischof Carlos Felipe Ximenes Belo sowie Jose Ramos-Horta, zusammen den Friedensnobelpreis erhielten. Der Rücktritt des 32 Jahre lang regierenden Präsidenten Suharto im Mai 1998 belebte die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts. Suhartos Nachfolger Jusuf Habibie setzte für den 30. August 1999 ein Referendum an, bei dem die Osttimoresen mit einer überwältigenden Mehrheit von über 80 Prozent für die Unabhängigkeit stimmten. Volksbefragung endete in einem Blutbad Doch die Volksbefragung endete in einem Blutbad: Pro-indonesische Milizen terrorisierten mit Unterstützung der indonesischen Armee die Bevölkerung der Provinz und massakrierten tausende Menschen. Rund ein Drittel der Osttimoresen wurde gewaltsam in den Westteil der Insel gebracht. Schließlich griffen die Vereinten Nationen ein. Seitdem steht Osttimor unter einer UNO-Übergangsverwaltung. Derzeit sind immer noch fast 8000 Blauhelme in dem Inselteil stationiert. Neuer Staat Die Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung am Donnerstag sollen laut dem Chef der UNO-Übergangsverwaltung, Sergio Vieira de Mello, den "Grundstein für ein unabhängiges und demokratisches Osttimor" legen. Die Versammlung soll über das künftige politische System des Inselteils entscheiden und wird sich später in das Parlament des neu gegründeten Staates verwandeln. (APA)