Film
Kein Beifallssturm für Eröffnungsfilm "Dust"
Ein "Balkan-Western"?
Venedig - Alberto Barbera, Festivaldirektor der 58. Filmfestspiele von Venedig, die
Mittwoch Abend eröffnet wurden, sah sich bei seiner Pressekonferenz zunächst einmal
in der Defensive und hatte eine "bedauerliche Absage" zu verkünden.
US-Filmregisseur Steven Spielberg kommt nicht zu der Europapremiere seines
Filmes "A.I. - Artficial Intelligence", einem futuristischen Streifen über einen
Roboter-Jungen auf der Suche nach echten Gefühlen, der italienische Kritiker an die
Pinocchio-Fabel erinnerte. 'USA ausreichend vertreten'
"Das Festival ist nicht anti-amerikanisch", trat Barbera zudem Journalisten-Kritik über
mangelnde Präsenz des US-Kinos entgegen, mit einem Dutzend am Lido gezeigter
Filme wären die USA heuer das wichtigste Filmland, gefolgt von Frankreich und Italien.
"Dust", dem neuen Streifen des mazedonischen Regisseurs Milcho Manchevski galt
am Abend die glanzvolle Eröffnungspremiere - und Schauspielstar Joseph Fiennes
glänzte durch Abwesenheit.
Manchevski, der 1994 für "Before the Rain" den Goldenen Löwen gewann, sprach von
einem "Balkan-Western" - ohne Bezug allerdings zu den heutigen Wirren in seiner
Heimat. Der Film ist eine Mischung aus einem im Mazedonien während des
Zusammenbruchs der türkischen Herrschaft spielenden Western und einem urbanen
Film aus dem heutigen New York. Das Baby, das am Ende der vor etwa 100 Jahren
spielenden Westernepisode geboren wird, ist eine sterbende alte Frau im New
York-Teil des Films, welche die Geschichte ihrer Vorfahren einem bei ihr
einbrechenden Schwarzen erzählt. In Mazedonien muss es damals schlimm
zugegangen sein. Die Menschen werden von verfeindeten Banden sowie der
türkischen Armee gleich reihenweise erschossen. Bei so viel Action und noch mehr
Computeranimation bleibt Sinn und Geist der Geschichte aber bald auf der Strecke.
Kritiker nahmen den Film eher kühl auf.
Zu schnell unterwegs
Zur Festivaleröffnung wurde bekannt, dass die Festivalleitung wegen der großen
Nachfrage nach Hotelzimmern den Luxusdampfer "Cezanne" gemietet hat, der bereits
beim G-8-Gipfel im Juli in Genua als Hotelschiff gedient hatte. Der Dampfer liegt im
Hafen von Venedig vor Anker. Im Luxushotel Cipriani wohnt dagegen Nicole Kidman,
der erste der angekündigten Filmstars. Am Weg vom Flughafen in ihr Hotel wurde sie
jedoch aufgehalten: Polizisten stoppten ihr Wassertaxi in einem der Kanäle wegen
überhöhter Geschwindigkeit. Wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete,
gehören zur Begleitung der 34-jährigen australischen Schauspielerin ihr Agent,
mehrere Pressesprecher, ihre Kosmetikerin und einige persönliche Freunde. Kidman
spielt in zwei Festivalfilmen mit: "Birthday Girl", der außer Konkurrenz gezeigt wird, und
der Thriller "The Others" des chilenischen Regisseurs Alejandro Amenabar, eine
Koproduktion mit Exehemann Tom Cruise, der nicht zu dem Festival erwartet wird. Am
Freitag will Kidman gemeinsam mit Elizabeth Taylor an einer
Aids-Wohltätigkeitsveranstaltung teilnehmen. (APA/dpa)