Berlin - Auch in Deutschland ist ein
Gewerkschaftsboss wegen
Millionenbeträgen heftiger
Kritik ausgesetzt: IG-Metall-Chef Klaus Zwickel steht im
Zusammenhang mit Abfindungen an Mannesmann-Manager am Pranger. In einem
Gespräch mit dem heute,
Donnerstag, erscheinenden
Magazin stern und in einem
TV-Interview trat Zwickel die
Flucht nach vorne an und gab
zu, als Aufsichtsratsmitglied
bei der Millionenabfindung an
Mannesmann-Manager Fehler
gemacht zu haben. "Es wäre
richtiger gewesen, wenn ich
damals nein gesagt hätte. Das
habe ich mir heute vorzuwerfen."
Ermittlungen
Zwickels Abstimmungsverhalten ist erst im Zuge der
gerade ausgedehnten Ermittlungen der Düsseldorfer
Staatsanwaltschaft bekannt
geworden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem
gegen Zwickel wegen des Verdachts der Untreue oder der
Beihilfe dazu.
In der Öffentlichkeit sei ein
falscher Eindruck erweckt
worden, als die Gewerkschaft
angab, mit den Zahlungen
nicht befasst gewesen zu sein,
gestand Zwickel nun ein. Damit sei aber "keine böse Absicht" verfolgt worden. Zu Gerüchten, er soll durch die Billigung finanziell profitiert haben, sagte Zwickel: "Überhaupt nicht. Null."
Abfertigungen in der Höhe von 160 Millionen DM
Nach der Übernahme von
Mannesmann durch das britische Mobilfunkunternehmen
Vodafone im Februar 2000 flossen Abfindungen von insgesamt 160 Mio. DM (1,12
Mrd. S/81,4 Mio. Euro) an
Mannesmann-Manager. Allein Mannesmann-Chef Klaus
Esser bekam 88 Mio. DM.
Zwickel sagte, er habe geglaubt, mit der Stimmenthaltung hätte er sein "Missfallen
zur Genüge gezeigt". Rücktrittsabsichten habe er nicht.
Aber ob sich Zwickel auf dem
Chefposten der zweitgrößten
Einzelgewerkschaft der Welt
halten kann, ist angesichts
von Rücktrittsforderungen
und massiver Kritik von Gewerkschaftsmitgliedern - aber
auch aus den Reihen der
Funktionäre - allerdings fraglich. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Printausgabe 30.8.2001)