Wien - Katastrophenmeldungen über Algenblüten, Quallenplagen und Fischsterben im Schwarzen Meer sind in den vergangenen Jahren seltener geworden. Als Grund für die leichte Entspannung wird meist der Zusammenbruch der Wirtschaftssysteme der östlichen Donau-Anrainerstaaten gewertet. Nach dem Abschluss des Wiederaufbaus ist daher mit einer weiteren Eskalation der Situation im Schwarzen Meer zu erwarten. Das internationales Projekt "Danubs" mit 17 Partnern aus sieben Ländern und unter der Leitung der Technischen Universität (TU) Wien soll nun die Lage genau analysieren. Das Schwarze Meer hat eine Fläche von 460.000 Quadratkilometern und eine maximale Tiefe von 2.212 Metern. Es weist einige Besonderheiten auf: So hat es über den Bosporus eine nur relativ schmale Verbindung zum Mittelmeer, auf der anderen Seite speisen vor allem Donau und Dnjepr große Süßwassermengen ein. Das Schwarze Meer kann daher auch als Mittelding zwischen See und Meer betrachtet werden. Tatsächlich ist das Oberflächenwasser relativ salzarm. Die Probleme im Schwarzen Meer - das bisweilen auch schon als die Müllhalde Mitteleuropas bezeichnet wurde - begannen in den sechziger Jahren. Vor allem durch die immer stärker werdenden Einträge von Stickstoff und Phosphor über die Zuflüsse kam es zu Massenvermehrungen von Algen und Quallen, Fischsterben waren Anfang der Neunziger Jahre an der Tagesordnung. Rätsel Als Hauptquelle für Stickstoff und Phosphor gilt die Landwirtschaft in den Anrainerstaaten der Flüsse, die ins Schwarze Meer münden, auch Österreich leistet so seinen Beitrag zur bisweilen katastrophalen Situation. Während häusliche und industrielle Abwässer mittlerweile zu einem guten Teil über Klärlagen laufen und gereinigt werden, ist das Problem der so genannten diffusen Einträge in die Flüsse - also über Grund- und Regenwasser sowie über die Erosion - schwieriger in den Griff zu bekommen, sagte Matthias Zessner von der TU Wien im Gespräch mit der APA. Das Schwarze Meer gibt den Wissenschaftern nach wie vor Rätsel auf. So stellten die Experten des Instituts für Wassergüte und Abfallwirtschaft bei Voruntersuchungen zu "Danubs" fest, dass nur 30 Prozent der errechneten Phosphor- bzw. 50 Prozent der errechneten Stickstoff-Mengen aus dem Einzugsgebiet tatsächlich an der Mündung der Donau gemessen werden. Allerdings ist dies immer noch ein Vielfaches des natürlichen Eintrages. Nun wollen die Forscher die Schlüsselfrage klären, wo der Rest der Nährstoffe bleibt. Zessner vermutet, dass ein Teil der Düngestoffe beispielsweise in Stauräumen liegenbleibt und in Ausnahmesituationen - beispielsweise bei starken Hochwässern - wieder frei werden und ins Schwarze Meer gelangen. Nur durch die Klärung dieser Fragen könnten Aussagen getätigt werden, wie Maßnahmen zur Nährstoffreduktion angelegt werden sollten. (APA)