Wien/Brüssel - Ein Luxemburger Enthüllungsjournalist behauptet in einem Buch, der belgische König Albert II. habe vor 20 Jahren Sexpartys besucht, bei denen Kinder missbraucht wurden. In einem Interview mit der Tageszeitung Kurier (Sonntagsausgabe) erklärt Jean Nicolas zu seinem am 10. September erscheinenden Buch "Akte Pädophilie - Der Skandal der Dutroux-Affäre", aus dem Dossier eines Untersuchungsrichters gehe "schwarz auf weiß hervor, dass zwischen 1980 und 1982 der damalige Prinz und jetzige König Albert bei ,Partouses' (Gruppensexpartys) anwesend war. Zeitweilig gab es dabei auch Minderjährige, zwölf- bis 14-jährige Kinder." Von den zahlreichen einflussreichen Persönlichkeiten, die sich mit Albert bei den Partys trafen, finden sich ein paar in der Akte Dutroux wieder, behauptet Nicolas, der in dieser Verquickung auch den Grund für die schleppenden Vorerhebungen sieht. Tatsächlich wird in Belgien die Kritik dazu immer lauter. Dutroux sitzt unter dem Verdacht der mehrfachen Kinderschänderei (in vier Fällen mit tödlichem Ausgang) seit August 1995 in U-Haft. Abgesehen von einem spektakulären Fluchtversuch, die der Justiz herbe Kritik einbrachte, tauchen immer wieder Mängel bei den Ermittlungen auf. Gerüchte, wonach sich Prominente schützend vor Dutroux stellen, sind bisher nicht beweisbar geworden. Jean Nicolas allerdings gilt selbst als unseriös, im Vorjahr wollte er im Wochenblatt L'Investigateur eine Liste von Pädophilen veröffentlichen, was ihm mit Gerichtsbeschluss verboten wurde. Bevor ihm der Beschlusss zugestellt werden konnte, verteilte Nicolas das Blatt per Post an seine Abonnenten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. 8. 2001)