Wien - Die Gagenaffäre um den zurückgetretenen Postgewerkschaftschef Hans Georg Dörfler sei nur ein "Sympton der tiefen Krise der Gewerkschaften", erklärte Landwirtschafts- und Umweltminister Wilhelm Molterer (V) in einem Interview mit der "Kronen Zeitung" (Sonntagsausgabe). "Der ÖGB muss sich entscheiden, ob er im Oppositions-Schmollwinkel bleibt, oder an den Verhandlungstisch zurückkehrt, um substantiell Zukunftsfragen mitzugestalten", so Molterer. "ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch sollte mehr auf seine Mitglieder, auf die einfachen Arbeiter hören. Die Menschen sind nicht zufrieden mit dem ÖGB, den Gewerkschaften. Auch die Begeisterung über die Urabstimmung hält sich in Grenzen. Die Arbeitswelt wandelt sich in einem immer schnelleren Tempo", so der Minister. "Arbeitnehmerinteressen zu vertreten, sollte sich nicht auf die blinde Verteidigung alter Strukturen beschränken. Es müsste viel aktiver an Veränderungen mitgearbeitet werden, wie an modernerer Arbeitszeitgestaltung, flexiblerem Lebensarbeitszyklus usw." "Sozialpartner müssen sich verändern" "Die Sozialpartnerschaft hat Österreich viel gebracht. Regierung und Gewerkschaft sind gut beraten, im Dialog zu sein im Sinne der sozialpartnerschaftlaichen Tradition. Aber die Gewerkschaft kann sich die Regierung nicht aussuchen und umgekehrt die Regierung nicht die Gewerkschaft", erklärte Molterer. "Der ÖGB ist derzeit kein Motor der Veränderungen, er hängt zu sehr am Gängelband der SPÖ", kritisierte Molterer. "Die Sozialpartner müssen sich verändern, die Wirtschaftskammer tut es schon, aktiver an den Strukturreformen mitzuarbeiten. Konsens ist sicher sehr wertvoll, aber genauso wichtig ist es, zu entscheiden. Diese Regierung trifft im Unterschied zu früheren auch dann Entscheidungen, wenn es keinen Konsens mit den Sozialpartnern gibt", betonte Molterer. (APA)