Wien
"Da müsste ich sagen, dass sich nichts tut"
Grillen, Bäume und Posen auf den Aspanggründen
Wien - Erich Hohenberger hat dann natürlich doch eine Rede gehalten. Schließlich ist er
Bezirksvorsteher. Es war eine gute, kurze Rede. Mit allem, was eine Bezirksvorsteherrede
braucht: Optimismus, Vision und Witz. Den konnte nicht einmal die zu früh beginnende
Dixie-Combo kaputtspielen: Wenn die Bebauung der Aspanggründe abgeschlossen
sein wird, hoffte der SP-Bezirksvorsteher des dritten Bezirkes, werde die Landstraße
auch ein eigenes Bad haben. Schließlich findet sich in den Plänen die Stararchitekt Norman Foster (schon vor einigen Jahren) gezeichnet hat, auch ein Teich. Und der dürfe doch
nicht nur Biotop sein. Oder?
Eigentlich hatte Hohenberger nicht groß reden wollen. "Da müsste ich ja sagen, dass
sich seit einem Jahr nichts tut", versuchte er Donnerstagnachmittag den Kelch, den
ihm der PR-Mann der BAI - einer Immobilientochter der Bank Austria - reichte, vorüberziehen zu lassen.
Aber so leicht geht das halt nicht: Wenn ein Politiker A sagt (und zum Barbecue eines
Bauträgers kommt), muss er nicht nur B (Reden), sondern auch C (Fototermine) in Kauf
nehmen - so absurd ihm das auch scheinen mag. Andererseits: Man kommt in die Zeitung. Und das ist immer gut.
"Und jetzt bitte zu mir schauen!"
Deshalb fragten weder Hohenberger noch Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP), als jedem von ihnen ein Topfbaum (Schicker: Kirsche, Hohenberger: Marille) in die Hand gedrückt wurde. Zwei
Polizisten hielten neben der G’stätten den Verkehr auf und die hohen Herren stellten sich
brav - "und jetzt bitte zu mir schauen!" - auf die Straße: Die soll nämlich zur Allee werden, wenn das "Eurogate" genannte Büroarealprojekt zwischen Gürtel und Ostbahn einmal zu werden beginnt. Bloß wird vor 2004 auf den 450.000 m² großen Aspanggründen sicher kein Bagger
rollen. Die Gestaltung des Umlandes ist überhaupt Zukunftsmusik. Egal. Foto.
"Es wird immer lustiger", grinste der Fotograf vom auflagenstarken Kleinformat,
"bald klettern sie auf Zuruf auf Bäume und essen oben eine Banane. Nur um vorzukommen." Wohlweislich außer Hörweite der brav posierenden Baumhalter.
Der Baufahrplan erklärte Schicker später, sei wirklich noch vage: Im Herbst sollen
Fosters Pläne in den Gemeinderat und zur Widmung kommen. In Etappen (Schicker: "Laberln") ab 2004 rund 10 Jahre gebaut werden. Kosten: rund 14 Milliarden Schilling. Und warum jetzt schon
Bäume? "Keine Ahnung." Der BAI-Mann lächelt. Seinem Garten fehlen zwei Bäume: Marille und Kirsche.
(DER STANDARD, Print, 25.8.2001)