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foto: reuters/mitchell
Den Haag/Washington - Der ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic hat allen Verboten zum Trotz aus der Haftanstalt des Haager Kriegsverbrechertribunals heraus dem US-Nachrichtensender Fox ein Telefoninterview gegeben. Er sei für diesen Regelbruch verwarnt worden ebenso wie für ein Telefonat mit seinem in Moskau lebenden Bruder Borislav, sagte ein Sprecher des Internationalen Tribunals am Freitag. Demnach hatte Borislav Milosevic jede Äußerung seines Bruders während der Telefongesprächs am Donnerstag lauthals an Anhänger des Ex-Präsidenten wiedergegeben. Milosevic habe sich für beide Vorfälle entschuldigt, sagte der Sprecher. Er habe versichert, nichts davon gewusst zu haben, dass es sich um ein Fernsehinterview gehandelt habe. In dem am Donnerstag ausgestrahlten Fox-Interview zeigte sich Milosevic unbeugsam wie immer. Er sei "stolz auf alles, was ich für die Verteidigung meines Landes und meines Volkes getan habe", versicherte der ehemalige jugoslawische Staatschef auf Englisch. Seine Entscheidungen im Kosovo-Krieg seien "legal und legitim" gewesen. Zwar bedauere er den von serbischen Soldaten verursachten Tod von Zivilisten, doch habe es sich dabei um "Verbrechen Einzelner" gehandelt. Diese seien sofort geahndet worden. Er, Milosevic, habe lediglich Anordnung zur "Eliminierung terroristischer Gruppen" gegeben. Die Tötung von Zivilisten seien "Konsequenz aus der chaotischen Situation durch die NATO-Luftangriffe" gewesen. Wie schon zuvor betonte der Ex-Präsident, die Entscheidung der NATO, im Kosovo einzugreifen, sei "kriminell" gewesen. Dem Haager Tribunal warf er vor, die Beweise für seine Anklage gefälscht zu haben. Und die neue Regierung in Belgrad bezeichnete er als "Marionetten-Regime" der NATO. Milosevic war vergangenen Oktober gestürzt, Anfang April dann verhaftet und Ende Juni an das Haager Tribunal ausgeliefert worden. Ihm werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Kosovo-Krieg vorgeworfen. Gegen seine Inhaftierung im UNO-Gefängnis von Scheveningen bei Den Haag hat er inzwischen bei einem niederländischen Gericht Beschwerde eingelegt. (APA)