Die Situation um das börsenotierte Wiener Internet-Unternehmen und Softwarehaus YLine spitzt sich zu. Laut einer vertraglichen Vereinbarung zwischen YLine und dem Computerhersteller IBM müssen YLine-Geschäftspartner von nun an alle offenen Beträge, die sie YLine schulden, künftig an IBM entrichten oder gerichtlich hinterlegen, um schuldbefreiend zahlen zu können, berichtet die "Presse" in ihrer heutigen (Freitag-)Ausgabe. "Wir haben gewisse rechtliche Mittel ausgenützt, um die Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen sicherzustellen", hieß es bei der IBM heute, Freitag, auf APA-Anfrage. Von YLine war bisher keine Stellungnahme erhältlich. "YLine wird ausgetrocknet" Bei einer Zession fließe YLine keine Liquidität mehr zu und das Unternehmen werde "ausgetrocknet", meint der Insolvenzexperte des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV), Alexander Klikovits zur APA. Die Situation um YLine sei damit "sehr dramatisch". YLine müsse "sehr rasch" eine Lösung finden, dem Unternehmen laufe die Zeit davon. Wenn die vertragliche Grundlage zwischen YLine und IBM bezüglich offener Zahlungen nicht klar gegeben sei, drohe außerdem eine Verunsicherung der YLine-Kunden, die nun nicht wüssten, wie sie schuldbefreiend zahlen könnten, so Klikovits. Den YLine-Schuldnern sei daher zu raten, das Geld gerichtlich zu hinterlegen. Der IBM Vertragsbruch YLine hat kürzlich die seit 1999 andauernde Partnerschaft mit IBM aufgekündigt und hat gegen IBM nun wegen angeblicher Nichteinhaltung des Vertrags "Vertragsbruch, die missbräuchliche Verwendung ihrer marktdominierenden Stellung und die Anwendung unfairer Geschäftsmethoden" Klagen eingebracht. YLine fordert von IBM 42 Mill. Euro (578 Mill. S) an bereits von YLine aufgewendeten Kosten zurück, ihrerseits schuldet YLine IBM jedoch rund 14 Mill. Euro, die bis spätestens Ende Juli bezahlt werden hätten müssen. Verlust fast verdreifacht YLine hat das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 mit 37,715 Mill. Euro (519 Mill. S) in der Kreide beendet. Das ist drei Mal so viel wie im Jahre 1999, wo die Gesamtverbindlichkeiten noch 12,414 Mill. Euro betragen haben. Mit 37,715 Mill. Euro überstiegen die Verbindlichkeiten der YLine Business Service AG im vergangenen Jahr sogar den Umsatz, obwohl sich dieser im Jahr 2000 - wie berichtet - von 3,861 auf 34,125 Mill. Euro (470 Mill. S) fast verzehnfacht hat. Der Verlust vor Steuern hat sich im vergangenen Jahr von 5,745 auf 14,784 Mill. Euro fast verdreifacht. Anfang August hatte YLine-Chef Werner Böhm eine drohende Insolvenz für die YLine - zumindest für die nächsten drei Monate - ausgeschlossen. Die YLine sei ausfinanziert und habe keinen Kapitalbedarf, hieß es noch vor kurzem. (APA)