Foto: www.aquaticcellulose.com
Vernon/Wien - "Im Tucurui-Stausee in Brasilien stehen 1,5 Millionen Bäume", berichtet Michael Lacy (Aquatic Cellulose, Vernon) dem STANDARD: "Unsere Robotor ernten jetzt einige Arten davon." Der Tucurui-See ist mit 2430 Quadratkilometern - fast so groß wie Vorarlberg - der zehntgrößte der Erde und der größte in einem Regenwald. 1984 wurde die 72 Meter hohe Mauer geschlossen, 40.000 Menschen mussten weichen, die Bäume blieben, weil die Regierung in Eile war, eine energieintensive Aluminium- industrie aufzubauen. Seitdem rottet der Wald vor sich hin, in jenen Teilen, die aus dem Wasser ragen. Das Unterwasserholz hingegen hat hohe Qualität: "Es ist besser als Holz gleicher Arten aus Wäldern", erklärt Lacy "es hat eine ,Kur' durchgemacht": Das Holz wurde sehr hart, weil sein Harz durch Wasser verdrängt wurde. Dass dieses Holz sich teuer verkaufen lässt, hatten schon Einheimische bemerkt, die mit Tauchausrüstung und Pressluftsägen ans Holzfällen gingen, eine extrem gefährliche Arbeit, bei der die gefällten Stämme unkontrolliert nach oben rasen. Lacy geht systematischer vor, er lässt Roboter arbeiten. Dazu hat er eine Technik weiterentwickelt, mit der er schon Flüsse in Nordamerika nach versunkenen Baumstämmen abgegrast hat: Robotergreifarme. Die im Tucurui stehen auf Schiffen und arbeiten in Zweierteams: Der eine hält den Baum oben fest, der andere schneidet ihn unten ab - videoüberwacht - und braucht für 1,5 Meter Durchmesser 14 Sekunden. Die jetzige Schneidearmgeneration reicht 20 Meter weit hinab, die nächste soll es auf 40 Meter bringen. Und Tucurui ist erst der Anfang, weltweit gibt es 45.000 große Stauseen - tiefer als 15 Meter -, in vielen von ihnen steht Wald. Dass er abgeerntet wird, stört niemanden, im Gegenteil: Umweltschützer begrüßen die neue Quelle, die den Abholzungsdruck auf die Regenwälder mildern kann. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 8. 2001)