Wien - Während die Euphorie beim E-Commerce, also dem Verkaufen über das Web, derzeit einer Ernüchterung gewichen ist, halten die Finanzinstitute weiterhin am Internetbanking fest. "Onlinebanking wird immer mehr nachgefragt und ist nicht zuletzt auch eine Generationenfrage", sagt Wolfgang Haller, zuständiges Vorstandsmitglied bei der Bank Austria. Je mehr Privatpersonen einen Internetanschluß haben, desto häufiger würden Finanzgeschäfte von zu Hause aus getätigt - und sei es nur eine Kontostands- oder Depotabfrage oder eine Geldüberweisung. Demensprchend hat Onlinebanking in der BA/CA-Gruppe auch heuer stark zugenommen. Im Vorjahr gab es 205.218 Onlinekunden; im 1. Halbjahr 2001 wuchs diese Zahl auf 264.000 Kunden. Insbesondere im Firmenkundenbereich ist die Durchdringung sehr hoch: 92 Prozent aller Transaktionen bei Unternehmen würden über elektronische Medien durchgeführt; im Privatkundenbereich seien es erst rund zehn Prozent. Kosten Dieser Anteil wird nach Überzeugung von Haller "Schritt für Schritt" wachsen. Dafür gebe es zwei Gründe: erstens weil Onlinegebühren erheblich niedriger sind als die Spesen, die in den Filialen verrechnet werden; zweitens weil die Niederlassungsnetze aller Institute ausgedünnt werden. Vonseiten der Institute besteht der Druck darin, dass sich die hohen Investitionen, die in Technik und Sicherheit notwendig sind, auch rentieren. Den Kostenunterschied zwischen Online- und traditionellem Bankgeschäft beziffert Haller mit 1:15. Konkurrenz Doch steht Onlinebanking natürlich in Konkurrenz zu der angestammten Art, Bankgeschäfte zu tätigen. Da in jüngster Zeit die Erwartungen über den Geschäftsverlauf solcher Internetengagements allernorten zurückgenommen wurden, werden auch Onlineeinsätze nach Rationalisierungspotenzialen durchforstet und Zweigleisigkeiten zu vermeiden versucht. Herbert Juranek, Vorstandsvorsitzender von ecetra, der Onlinebank der Erste-Bank-Gruppe, meint, dass es wegen des derzeitigen schärferen Wirtschaftsklimas besser sei, wenn die Onlinebank als Teil des Konzerns gesehen werde und nicht als Konkurrent zu der Mutter auftrete - wie bei großen deutschen Banken derzeit der Fall. So habe etwa die ecetra zwei "Produkte": Den "brokerjet", ein Online-Broker-Tool für den Privatkunden sowie mit dem "nettrader" die Internetwertpapierplattform für die Erste Bank selbst. Eine Absage - zumindest derzeit - erteilen die Banken dem mobilen Internetbanking. Mit den derzeitigen Geräten mit ihren winzigen Displays sei an typische Standard_trans_aktionen über ein Handy oder ein anderes Gerät nicht zu denken. Auch sei die Nachfrage vonseiten der Kunden äußerst begrenzt. Durchsetzen, so eine Untersuchung von The Information Management Group für ganz Europa, wird sich so etwas erst mit einer nennenswerten Verbreitung von GPRS-fähigen Mobiltelefonen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Printausgabe 21.8.2001)