Ob es den Politikern passt oder nicht: Verbraucher in Österreich haben das mulmige Gefühl, durch den Umstieg auf Euromünzen und Euroscheine über den Tisch gezogen zu werden. Abgesehen von all den Emotionen, die der Abschied von einem altgedienten Weggefährten mit sich bringen kann, fürchten die Leute, fürs neue, unbekannte Geld auch noch draufzahlen zu müssen. Nicht ganz zu Unrecht. Schließlich hat die EU - und damit auch Österreich - beschlossen, dass jeder Sektor seine echten Umstellungskosten sehr wohl auf die Kunden überwälzen darf. Nur halt nicht mehr. Was sich in Sachen Verbraucherschutz zuletzt in diesem Lande abgespielt hat, ist nicht gerade vertrauenswürdig. Frisch im Gedächtnis ist die Sache mit den Kreditzinsen, die von Banken falsch verrechnet wurden. Jahrelang. Zulasten der Kunden. Dieser Skandal - zunächst reflexartig bestritten, dank der zupackenden Arbeit der Arbeiterkammer dann aber aufgeflogen - hat alle Vertrauensseligkeit in die Hohepriester der Geldtempel massiv erschüttert. A uch beim Euro sind längst wieder die Beschwichtiger unterwegs. Nein, der Euro sei noch kein Teuro, tönt es sinngemäß aus dem Wirtschaftsministerium. Es gebe nur wenige Beschwerden über einzelne schwarze Schafe. Nein, die Preise seien eurobedingt nicht gestiegen, behaupten die Wirtschaftsforscher, die ganz genau wissen, dass eine flächendeckende Preiskontrolle weder möglich noch erschwinglich ist - abgesehen davon, dass in Wahrheit niemand vor jedem Regal einen Polizisten platziert haben will. Dazu ein Beispiel: Wenn Gastwirte oder Geschäftsleute jetzt ihre Schillingpreise ändern, damit sie später leichter auf runde Europreise kommen, dabei einige Artikel verbilligen und andere verteuern, sodass sich die Änderungen auf der Preisliste wieder aufheben, scheint die Welt in Ordnung. Aber nur oberflächlich. Wird ausgerechnet beim oft gekauften Schnitzel nach oben und beim weniger gefragten Marillenknödel nach unten korrigiert, ist es der Wirt, der unterm Strich profitiert. S tatt sich und die Konsumenten einzulullen und die (urlaubsbedingt?) raren Beschwerden gleich als Beweis dafür zu werten, dass ohnehin alles bestens läuft, sollten die Regenten die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen. Schließlich hat Österreichs Regierung die Einführung des Euro mit beschlossen. Sie hat nun für eine reibungslose Umsetzung dieses "Jahrhundertprojekts" zu sorgen. Wichtig wären klare Ansprechstellen für Konsumentenklagen. Der schwindelerregende Aktionismus mit den Hotlines, der momentan abgeht, verwirrt mehr, als er bringt. Gleich mehrere Hotlines (Justizministerium, Kanzleramt) tun nichts anderes, als Konsumentenbeschwerden an die hotlinelose Preisbehörde im Wirtschaftsministerium weiterzuleiten. Dort dreht das Karussell eine neue Runde: Die Sache wandert zu den Preisbehörden der Bundesländer, die jeweils anders organisiert sind. (DER STANDARD, Printausgabe 20.8.2001)