Viel versprechend beginnt der Nominierungsreigen für die Wahlen zum neuen ORF-Publikumsrat Mitte September: Der Seniorenbund der ÖVP nominiert als "Spitzenkandidat" für die per Fax durchgeführte Publikumswahl Hans Paul Strobl. Und der wurde just vom heutigen Kanzlerberater in ORF-Sachen, dem damaligen ORF-General Gerd Bacher, 1991 in heftigstem Unfrieden vom Küniglberg verabschiedet.Anlass des damaligen ORF-Konflikts Der eher rechte bürgerliche Strobl attackiert als Moderator von "Ein Fall für den Volksanwalt" vor laufender Kamera den damaligen VP-Volksanwalt Herbert Kohlmaier, der verlässt daraufhin samt Assistent die Sendung. Bacher setzt die Reihe ab (Ersatz: "Konflikte") und "bietet" Strobl die Kündigung an. Bacher spricht von "Selbstdarstellung statt journalistischer Unabhängigkeit", Strobl nennt den ORF "Expositur des rumänischen Fernsehens". Dass der ORF just in diesen Tagen an einem neuen Volksanwalt-Format bastelt, hat damit nichts zu tun. Strobl sowie eine ebenfalls im Dreiervorschlag vertretene pensionierte Lehrerin und eine Seniorenbund-Bezirksobfrau sind die ersten publizierten Kandidaten für die Publikumswahl. Für Familie, Jugend, Sport, Senioren, Bildung oder Konsumenten repräsentative Organisationen dürfen wie berichtet Dreiervorschläge für insgesamt sechs direkt gewählte Mandate einbringen. Das "keine Auskunft" im Kanzleramt auf STANDARD-Anfrage klingt nach bisher nicht allzu vielen Nominierungen. Die Frist endet Freitag kommender Woche. Weitere 29 Publikumsräte bestimmt der Kanzler nach Vorschlägen aus Kirchen, Autofahrerklubs, Wissenschaft und dergleichen gesellschaftlich relevanten Gruppen. Sechs Publikumsräte werden in den neuen ORF-Stiftungsrat entsandt, der im Dezember den neuen ORF-General wählen soll. (fid/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.8.2001)