London/Wien - Vor 4,5 Milliarden Jahren schlug ein Himmelskörper in die Erde und schleuderte so viel Gestein ins All, dass sich daraus der Mond bilden konnte. "Diese Idee vom ,giant impact' war immer schon gut, aber schwer nachrechenbar", erklärt Impaktspezialist Christian Koeberl (Uni Wien) dem STANDARD, "da ist jetzt viel weitergegangen": US-Forscher haben am Computer den Einschlag simuliert. Ganz geklärt ist damit immer noch nicht, wo der Mond herkommt, aber der "giant impact" hat mehr für sich als konkurrierende Ansätze, etwa die "Spaltungshypothese", derzufolge der Mond - durch die Erdrotation - aus der Erde herausgeschleudert wurde. Aber dazu hätte die Erde rasend rasch rotieren müssen und dürfte bis heute nicht viel langsamer geworden sein. Weitere Möglichkeiten Ebenso unwahrscheinlich ist die Vermutung, dass der Mond von irgendwoher kam und von der Erde "eingefangen" wurde: Eher hätte er sie getroffen oder wäre weit vorbeigeflogen. Die dritte Möglichkeit - ein gleichzeitiges Entstehen von Erde und Mond aus demselben kosmischen Material - scheitert daran, dass der Mond aus anderem Material besteht: Er hat viel weniger Eisen als die Erde. Ein "impact" im richtigen Winkel und zur rechten Zeit könnte das erklären: Er müsste dann gekommen sein, als die Erde fast fertig gebildet und der Hauptteil ihres Eisens in den Kern gewandert war. Und er müsste schräg gekommen sein und nur den eisenarmen Erdmantel getroffen haben. Das legt die Simulation nahe: Man hat im Detail alles durchgerechnet, was bei einem "impact" passiert, vom Verdampfen des Gesteins bis zu den Gravitationskräften des Herumfliegenden. Alles passt, aber ein Problem bleibt: Der Mond hat mehr Wolfram als der Erdmantel. "Es könnte mit dem Impaktor gekommen sein", vermutet Koeberl. ( Nature ", Vol. 412, S. 708, jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.08.2001)