Wien - Bei der RHI ist seit voriger Woche Feuer am Dach: Zuerst brachte der Weltmarktführer im Feuerfestbereich deutlich unter den Erwartungen verbliebene Zahlen zum Halbjahr, dann stuften die Raiffeisenzentralbank (RZB) und die Erste Bank das Unternehmen von "neutral" auf "untergewichten" zurück. Ein Insider sprach von einem "nationalen Problem". Nach der Medienhandelskette Libro könnte auch RHI für die Banken zum Problemkind werden, mit dem Unterschied: Libro steht bei den Kreditinstituten mit 2,3 Mrd. S in der Kreide, RHI mit über elf Mrd. S (800 Mio. EURO). Gesicherten Informationen zufolge liegen die größten Brocken bei der HVB-Gruppe (knapp fünf Mrd. S), Erste Bank (zwei Mrd. S), RZB (1,5 Mrd. S), ABN-Amro (1,5 Mrd. S). Mit kleineren Beträgen stünden Bawag, Volksbank und Citi-Bank zu Buche. RHI-Chef Georg Obermeier versteht die Aussage mit dem "nationalen Problem" nicht: "Unseren Einkauf in den USA Ende 1999, die Harbison Walker (HW), hat ein Bankenkonsortium finanziert. Wir zahlen planmäßig zurück." Gleichzeitig kündigte der RHI-Chef an, dass man unternehmensintern in den nächsten sechs bis acht Wochen auch über einen Mehrheitsverkauf der Sparte Dämmstoffe nachdenken wolle. Bisher hat RHI nur die Hälfte abgeben wollen, doch das haben die Interessenten nicht goutiert. Gerüchteküche Den immer wieder kolportierten Wiedereinstieg des Exchefs Hellmut Longin kommentiert Obermeier: "Das können S' vergessen. Ein Gerücht, an dem nichts dran ist." Die deutsche E.ON, mit 10,6 Prozent beteiligt, gebe "sicher eines Tages" ihre Anteile ab. Doch nicht zum aktuellen Börsenkurs von 22 Euro. Nicht nur der US-Einkauf hat die RHI unter Druck gebracht, auch die gleichzeitige Konjunkturflaute in den USA. Mit HW haben sich die Österreicher 30 Prozent Marktanteil in Nordamerika gesichert. Allein dort werden 40 Prozent des Umsatzes erzielt. Derzeit stehen 13 US-Stahlunternehmen auf einer Insolvenzliste. Sie sind Abnehmer von RHI-Produkten. Das spiegelte sich auch in den Zahlen der RHI wider: Das Betriebsergebnis (Ebit) schrumpfte von 41,4 Mio. Euro auf 25,2 Mio. Euro. Obermeier hält dem das erfreuliche Geschäft in Europa, Asien und Lateinamerika gegenüber. Die Analysten bleiben zurückhaltend. Brigitte Kellerer-Wendelin von der Erste Bank rechnet nicht mit "drastischen Änderungen" im Geschäftsverlauf bis Jahresende. Sie hat den Gewinn je Aktie für heuer von 1,30 Euro auf 0,52 Euro gesenkt, für nächstes Jahr von 1,19 Euro auf 0,95 Euro je Aktie. Noch niedriger sieht Alfred Steininger von der RZB den Gewinn je Aktie: für 2001 mit 0,32 Euro, für 2002 mit 1,74 Euro je Aktie. (Esther Mitterstieler, Der Standard, Printausgabe, 17.8.2001)