Skopje - In E-Mails an die Medien kündigt ein gewisser "Generalmajor Adler von Sar" im Namen einer "Nationale Albanische Armee" (ANA) die Fortsetzung des vor Monaten von der UCK in Mazedonien begonnenen "Befreiungskampfes" an. Beobachter rätseln, ob hinter dem Kürzel mehr steckt als nur die E-Mail-Adresse eines Spinners. Wenn es eine Splittergruppe ist, die trotz Entwaffnungszusage der UCK weiter Guerrillakrieg führen will: Wie stark ist sie, und könnte sie für die NATO-Friedenstruppe eine Gefahr bilden? In Mazedonien jedenfalls werden diese Aufrufe der ANA zum Kampf für ein "Groß-Albanien" sehr ernst genommen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Skopje sagte, die Regierung halte die ANA für ein "Kind der UCK", eine terroristische Splittergruppe mit dem erklärten Ziel, Mazedonien zu spalten und die albanischstämmigen Gruppen zum Kampf für ein Groß-Albanien zu einen. "Dies ist eine sehr ernsthafte Gefahr für Mazedonien", meint der Sprecher. In einer Erklärung, die im Stil an die Verlautbarungen aus kommunistischer Zeit in Albanien erinnert, hatte die ANA - ob existent oder nicht - die Friedensvereinbarung von Skopje zurückgewiesen. "Die ANA wird der Führer und Standartenträger des Kampfes für Nationale Befreiung sein", hieß es darin. Und über die mühsam unter Vermittlung von EU und NATO geschaffene Rahmenvereinbarung für eine Befriedung Mazedoniens heißt es: "Vereinbarungen, die wie diese in verräterischer Weise und unter internationalem Druck entstanden, sind temporär und ungültig." Der politische Chef der UCK, Ali Ahmeti, hat die Existenz radikaler Splittergruppen bestritten. Von einer "ANA" wisse er nichts, sagte Ahmeti in einem Rundfunk-Interview. "Hier in Mazedonien agiert nur die UCK." Und die hat nicht nur der Friedensvereinbarung zugestimmt, sondern auch - gegen Amnestie - eine Abgabe ihrer Waffen versprochen, deren Einsammlung von der NATO kontrolliert werden soll. Offiziell hatte die UCK immer schon für mehr Rechte der Albanier in Mazedonien gekämpft, und die sollen diese nun auch bekommen. Über die dazu notwendigen Änderungen der Verfassung und die Polizei-Reform muss das Parlament binnen 45 Tagen entscheiden. Jedoch ist in Mazedonien hinter den Angriffen der UCK auch immer schon den Versuch einer Spaltung des Landes gesehen worden. Ob die ANA und die UCK ein und dasselbe sind? "Das weiß ich nicht", sagt NATO-Generalmajor Gunnar Lange, Chef der kurz vor der Einleitung stehenden NATO-Operation "Essential Harvest". Das Bekenntnis des Adlers vom Sar-Gebirge im Nordwesten Mazedoniens, UCK und ANA hätten gemeinsame Sache bei dem Überfall auf mazedonische Soldaten vergangene Woche gemacht, weist UCK-Vertreter Ahmeti zurück. Die ANA, deren Existenz er bestreitet, habe nicht an dem Angriff mitgewirkt, bei dem zehn mazedonische Soldaten starben. Anfang des Jahres hatte die damals noch völlig unbekannte Nationale Befreiungsarmee (UCK) sich per Fax zu einem Raketenangriff auf eine mazedonische Fernsehstation in Tearce im Nordwesten des Landes bekannt. Ein Diplomat hatte damals über die Armee mit dem aus dem Kosovo bekannten Kürzel gesagt: "Kann sein, dass diese UCK bloß eine Telefonnummer ist." (Reuters)