Im Grunde genommen ist Firewire nichts anderes als eine besonders schnelle, serielle Schnittstelle; an ihr können externe Festplatten, Scanner, Drucker, Netzwerkmodule, und was auch sonst immer das Herz des Technologie-Enthusiasten erfreut, angeschlossen werden. Das Nachrüsten eines normalen Desktop-PCs kostet heute keine 1500 Schilling mehr, und bei vielen Notebooks wie etwa den Sony-Vajo- oder den neuen Toshiba-Satellite-Modellen gehört diese Schnittstelle bereits zur Serienausstattung.

Das Haupteinsatzgebiet für Firewire ist derzeit die digitale Videobearbeitung: Fast jeder DV-Camcorder - die Abkürzung DV steht für "Digital Video" - ist mit einer solchen Schnittstelle ausgestattet, über die das digital aufgenommene Videomaterial ohne jeglichen Qualitätsverlust in Echtzeit auf den PC übertragen werden kann. Bei etlichen Camcordern funktioniert dies auch in die Gegenrichtung, sodass der Film nach der Bearbeitung am PC wieder auf eine DV-Videokassette zurückgespielt werden kann; und auch das ohne qualitative Einbußen. Erkennbar sind solche Camcorder an der Bezeichnung DV-in. Zahlreiche andere Camcorder verfügen zwar theoretisch auch über die Möglichkeit, Videosignale über Firewire aufzunehmen, doch sind diese Funktionen gesperrt - hier bedarf es schon einiger technischer Kenntnisse oder Beziehungen, um das Gerät "freizuschalten".

Zurückschreiben auf Kassette hat Vorteile

Das Zurückschreiben der am Computer bearbeiteten Videos auf Kassette hat zweierlei Vorteile: Zum einen ist es leichter, das Video per Camcorder am Fernseher abzuspielen als über den PC, zum anderen benötigen digitale Videos extrem viel Speicher.

Dort liegt auch die größte Schwachstelle von Laptops als Videoschnittsystem: Mit fünf bis sechs Minuten Video hat man bereits ein Gigabyte auf der Platte voll, und wenn man bedenkt, dass bei einer bei tragbaren Systemen gebräuchlichen 20-GB-Platte doch zumeist mindestens fünf Gigabyte für Software und Betriebssystem benötigt werden, bleibt zum eigentlichen Arbeiten mit dem Video nicht viel Platz übrig.

Bits und Bytes verschieben

Im Gegensatz zu Videokarten, bei denen das analoge Bildsignal von der Kamera erst in einen digitalen Datenstrom umgewandelt wird, werden bei Firewire eigentlich nur die Bits und Bytes eins zu eins von einem Gerät zum anderen verschoben; deshalb kann man beim digitalen Videoschnitt auf diesem Weg auch nicht einfach eine niedrigere Auflösung oder höhere Kompressionsrate wählen, um Speicher zu sparen, der User muss fürs Erste den Datenwust so nehmen, wie er von der Kamera kommt. Nachträglich können die Bilder freilich per Software z. B. ins MPEG-1- oder MP4-Format umgewandelt werden, aber einmal müssen die Daten doch zur Gänze in Originalgröße auf den Rechner kopiert werden.

Kein fertiges Filmstudio Wer also auf gut Glück einen Laptop mit Firewire kauft und hofft, dann sofort ein perfektes Filmstudio im Aktenkofferformat sein Eigen zu nennen, erlebt rasch eine Abkühlung. Die nächsten Investitionen sind sodann eine schnelle, externe Festplatte und ein CD-, wenn nicht gar DVD-Brenner, um das Filmmaterial auch vernünftig speichern und archivieren zu können. Dies ist komfortabler als das Zurücksichern auf Band, zumal die selbst gebrannten Disks auch auf den meisten modernen Heim-DVD-Playern abgespielt werden können. Beim momentanen Preis-Leistungs-Verhältnis empfiehlt sich das SVCD-Format, das mit herkömmlichen CD-Writern beinahe DVD-Qualität auf handelsüblichen Zehn-Schilling-Rohlingen produziert. (Uwe Fischer-Wickenburg, DER STANDARD, Printausgabe, 16. August 2001)