Wien - Die Verfassungsklage der Wiener Umweltanwaltschaft wegen vermuteter grober Verfahrensmängel im Rahmen der B301-Prüfung (DER STANDARD berichtete) hat die Debatte um das Projekt kurz vor Baubeginn wieder ordentlich angeheizt. Am Montag sorgten die Grünen für einen weiteren Aufguss: "Laut Angaben der Österreichischen Autobahnen- und Schnellstraßen-Aktiengesellschaft (ÖSAG) entlastet der Bau der Wiener Südumfahrung die Südosttangente lediglich um drei bis vier Prozent", argumentierte Manfred Smetana, Sprecher des Bürgerforums gegen Transit B310. Vielmehr werde die B310 "einen Lückenschlusseffekt bewirken, der den Straßenverkehr für Frächter attraktiver macht und den Transit erhöht". Eine ähnliche Wirkung erwartet die burgenländische Grünen-Klubobfrau Grete Krojer auch durch den Ausbau der B50. Im September werde im Burgenland eine Volksbefragung über den Ausbau der Bundesstraße bis Parndorf abgehalten. Die B50 solle ein Beispiel werden, "wie die Bevölkerung mit der Transitfrage umgeht", so Krojer. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl hingegen forderte am Montag den B301-Baubeginn noch in diesem Jahr, die Fertigstellung bis 2004 sowie eine anschließende Donauquerung und die Verlängerung der Donauuferautobahn A22 zum Ölhafen Lobau. Dies und der Ausbau der Verkehrsnetze zu den östlichen Nachbarstaaten sind für Leitl "dringend notwendig". Keine Transitpanik Gleichzeitig warnte allerdings Roderich Regler, Leiter der Abteilung für Verkehrspolitik in der Wirtschaftskammer, vor übertriebenen Transitprognosen: Dass Österreich durch den Lkw-Verkehr aus dem Osten überrollt werde, hält er für unwahrscheinlich. Derzeit würden auf den Grenzübergängen zwischen Österreich und Tschechien, der Slowakei und Ungarn zusammen 5983 Lkw pro Tag gezählt. Auch im Jahre 2015 werde der Anteil des gesamten Güterverkehraufkommens mit den fünf Beitrittskandidatenländern am Straßenverkehr in Österreich noch unter sieben Prozent liegen, unterstrich Regler. (APA, frei, DER STANDARD Print-Ausgabe 14/15. August 2001)