Wien - Der börsenotierte Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV, Wien, steuert 2001 auf weitere Rekorde mit Ergebnissen über dem Vorjahr zu. Bei einem um 17 Prozent auf 3,915 Mrd. Euro (53,87 Mrd. S) gestiegenen Umsatz kletterte im 1. Halbjahr das Betriebsergebnis (EBIT) um 88 Prozent auf 364 Mill. Euro (5,009 Mrd. S), der Gewinn (Periodenüberschuss) wuchs um 78 Prozent auf 222 Mill. Euro. Dennoch seien diese Zahlen nicht einfach für das Gesamtjahr zu verdoppeln, betonte OMV-Chef Richard Schenz am Dienstag: "Wir glauben, dass das 2. Halbjahr gut läuft, aber tendenziell schwächer sein wird." Eine ähnlich gute Entwicklung wie im Erstsemester nun auch im 2. Halbjahr sei "eher unwahrscheinlich, da die Margen unter Druck geraten werden", so Schenz: "Wir sind vorsichtig, aber für das Gesamtjahr optimistisch." Zudem lasse - auch konjunkturbedingt - die Nachfrage nach Öl- und Chemieprodukten nach. Eine Dividendenerhöhung wolle man noch nicht zusichern. Aber "wenn das Ergebnis besser wird, wird die Dividende nicht kleiner", so der OMV-Chef. Für das Jahr 2000 hatte die OMV die Dividende auf 4,30 (2,40) Euro/Aktie angehoben. Aktie gedrückt Der gedämpfte Ausblick für das restliche Jahr drückte am Dienstag den Börsenkurs. Abgesehen von Head waren die OMV-Titel um 14.45 Uhr ATX-Schlusslicht mit minus 2,54 Prozent auf 105,25 Euro. Obwohl die Kostensenkungs- und Restrukturierungs-Programme mit Erfolg abgeschlossen wurden, hat die OMV ihr Ziel, ab Ende 2002 an Fixkosten jährlich 160 Mill. Euro (2,202 Mrd. S) gegenüber Ende 1998 einzusparen, nun auf 180 Mill. Euro (2,477 Mrd. S) erhöht, da schon Ende 2000 ein Volumen von 147 Mill. Euro realisiert wurde. Dies beziehe sich weniger auf das Personal als auf andere Kostenfaktoren, etwa auch den Einkauf, so OMV-Vize-GD Wolfgang Ruttenstorfer. Kaum noch Personalabbau "Den großen Personalabbau haben wir hinter uns", so Schenz. Dennoch werde die Frage "selbst machen" oder nach außen "vergeben" noch weiter untersucht. Im Halbjahr sank der Personalstand im Konzern um ein Prozent von 5.767 (31.12.) auf 5.703 (30.6.). Gegenüber dem 1. Halbjahr 2000 mit 5.941 Leuten sank die Zahl der Mitarbeiter um 238 oder 4 Prozent, auch infolge von Änderungen im Konsolidierungskreis. Im Gasbereich wird nun seit dem Frühjahr eine Österreich-Strategie statt der Suche nach einem Auslandspartner verfolgt. Hier will die OMV die Bande mit den Landesgasversorgern enger knüpfen. Neben der Oberösterreichischen Ferngas bieten sich laut Ruttensdorfer nun Wien und Niederösterreich (EVN) sowie eventuell die Steiermark (Estag) an. Landes-Gas-Annäherung Mit den Landesgasversorgern werde für die Großkunden-Betreuung und Bayern eine eigene Gesellschaft überlegt. Die Ausgliederung der Gas-Sparten Transport/Speicher/Handel in eine 100-Prozent-Tochter hat der OMV-Aufsichtsrat schon am 26. April beschlossen. Dies soll für den ab Herbst 2002 völlig geöffneten Gasmarkt Kooperationen in Handel und Transport erleichtern. Im Gas-Transport kooperiert die OMV bei den Pipelines bereits mit Snam (TAG) sowie Gaz de France (GdF) und Ruhrgas (WAG). Dass BP durch die Übernahme der Aral-Tankstellen Mitte 2002 neuer Treibstoff-Retail-Marktführer in Österreich wird, sieht Ruttenstorfer nicht als "dramatische Veränderung" an. Da sei "Marktführerschaft" eine statistische Größe. Im Großkundenbereich und bei Heizöl bleibe OMV führend. Für Länder, in denen die OMV frühere Aral-Tankstellen übernommen hat, sei bei BP-Interesse eine Rückabgabe denkbar. PKN-Offert gelegt Am Montag dieser Woche hat die OMV ihr Offert für den Erwerb eines Anteils von 17,58 Prozent am größten polnischen Ölkonzern PKN Orlen abgegeben. Das Closing, also den endgültigen Zuschlag, in dieser offenen Ausschreibung, bei der man gegen internationale Konkurrenz antritt, erwartet die OMV aber erst von der neuen Regierung Polens, die sich nach den Wahlen am 23. September bilden wird. Das jetzige Warschauer Kabinett wolle aber noch davor eine Entscheidung treffen, so Schenz: "Es gibt einen klaren Zeitplan der polnischen Regierung." Unter Zeitdruck stehe die OMV in Sachen PKN aber nicht. Der geplante Markteintritt in Polen komme nicht als Stand-alone-Variante in Frage, mit der PKN würde die Bearbeitung dieses großen Marktes Sinn machen. Auch die ungarische MOL soll bereits ihr PKN-Offert gelegt haben.(APA)