Wien - Am Dienstagvormittag Punkt 10.00 Uhr verließ der entlassene Sportdirektor Ernst Dokupil die Rapid-Geschäftsstelle, nur drei Minuten später bat der neue Chef-Coach Peter Persidis die Mannschaft zum Training. Die Präsidiumsmitglieder Dr. Haimo Puschner und Mag. Josef Hruby begründeten die am Montagabend beschlossene sofortigen Beendigung des Dienstverhältnisses mit Dokupil wie folgt: "Es war eine sachliche Entscheidung und hat keinen sportlichen Grund. Es gab aber unterschiedliche Auffassungen über die Kommunikationspolitk des Vereins." Nun kann spekuliert werden: In den letzten Tagen hatte Dokupil Budgetzahlen für den sportlichen Bereich genannt, die Vertreter der Bank Austria postwendend dementiert hatten. Darüber hinaus hatte er in einem Interview mit der Zeitschrift "News" das Gerede von der neu aufzubauenden "jungen Mannschaft" als PR-Trick des Vereins geoutet. Puschner dazu: "Es stimmt nicht, dass bei uns für die Mannschaft nur 45 Millionen Schilling zur Verfügung stehen." Das älteste Präsidiumsmitglied präsentierte die Daten eines Wirtschaftsprüfers, die 75,9 Millionen Schilling Aufwendungen für Kampfmannschaft und Trainer vorsehen. Addiert man die Kosten für Sportbetrieb (Medizin, Versicherungen) und Fahrtspesen ergibt sich sogar eine Summe von 84,6 Millionen Schilling. Nach der Trennung äußerte sich Dokupil amikal: "Ich möchte mich bei allen bedanken. Den Mitarbeitern, der Mannschaft und dem SK Rapid. Es war eine sehr schöne Zeit und ein Teil meines Lebens." Seit 1994 war Dokupil ununterbrochen bei den Grün-Weißen tätig. Zunächst als Trainer, dann als Sportdirektor, ehe er in Personalunion Trainer und Sportmanager des Vereines wurde. Nachfolger Persidis Sein Nachfolger im sportlichen Bereich ist der 54-jährige Ex-Rapidler und langjährige Griechenland-Legionär Persidis, der 1998 von Heribert Weber nach Hütteldorf geholt worden war. Er meinte zur Entmachtung seines Chefs: "Es haben schon viele Assistenten ihre Chefs beerbt und sind dann selbst beerbt worden." Kapitän Peter Schöttel glaubt, "dass der Hauptangriffspunkt der Fans sicher weg ist. Da hat es in jüngster Zeit einige persönliche Differenzen gegeben. Wir erhoffen es uns nun erfolgreicher und ruhiger. Alles andere liegt bei der Mannschaft." Kapitän Schöttel war so wie die beiden bisherigen Assistenten Dokupils am Montagabend zu der außerordentlichen Präsidiumssitzung im Rechtsanwalt-Büro von Dr. Puschner gebeten worden. Nach einem Gespräch des Präsidiums mit dem Sportdirektor war wohl für alle Beteiligten die Sache klar. Ernst Dokupil wollte nicht mehr auf eine Entscheidung warten und fuhr nach Hause, die sofortige Entlassung wurde ihm deshalb per Fax geschickt. Per Fax "Die Zusammenarbeit gilt bis auf weiteres, wenn wir sehr erfolgreich sind, kann es auch langfristig werden", so das Präsidium zum Kredit für das neue Betreuergespann. "Vorerst ist eine Lösung bis Oktober vorgesehen", konkretisierte Peter Persidis den vorerst definierten Zeitplan. (APA/red)