Wien - Sie ist die Muse aus Deutschland, die in ihrer Wahlheimatstadt Wien nun ihren 70. Geburtstag feiert, besungen von Freunden und Kollegen: Topsy Küppers, Chansonette, Operetten- und Schauspielkoryphäe, Autorin, Frauenrechtlerin, Kämpferin gegen Faschismus und Antisemitismus, Mutter der Bühne Wiedens. Einen Abend lang posiert sie als Zuhörerin auf der Bühne.

Theo Schäfer, der die Laudatio an diesem Abend hielt, wusste zu sagen, was das Geburtstagskind dunkel bewegt. Da ist eine jüdische Frau nach Wien gekommen, die einmal ihre Kindheit, auf der Flucht vor den Nazis, in einem Keller verbrachte. Eine Gejagte, die heute den Ernst des Lebens mit musikalischer Unterhaltung erleichtert. Die Geburtstagsparty für Topsy Küppers begann mit einem Strauß Luftballons.

Was dann kam, waren Gaben zwischen Kitsch, Kunst und Kunst-Gewerbe. Am schönsten die "Kinderlieder" ihrer Tochter Sandra Kreisler, die zusammen mit ihrem Lebenspartner ein sehr persönliches Dankeschön präsentierte. Professionell auch Dirigent Dennis Russel Davies am Flügel mit einem Satz aus einer Haydn-Sonate. Originell und eine Topsy-Eigenheit auf den Punkt bringend, der Bestsellerautor Dietmar Grieser.

Zu drei weiteren Künstlern gab die Sängerin wahlverwandtschaftliche Verhältnisse bekannt: zu Bela Fischer, dem treuen Klavierbegleiter. Der allein erziehende Vater lässt seinen Sohn, einst bei den Proben auf einer Babydecke von Topsy in den Schlaf gesungen, ein Lied über das Loslassen im Leben singen.

Oder Burkard Mattern, Bühnenarbeiter an der Seite Küppers. Er betritt die Bühne im schillernd blauen Anzug und zeigt, dass er eigentlich Opernstar ist. In der Mitte des Programms dann eine Torte. Der Kulturwissenschafter Manfred Wagner liest aus einem Essay über Franz Liszt. Kluge Worte, auf Topsy Küppers umgemünzt.

Die Liste der Ständchenbringer ist lang. Am Schluss aber singt Topsy Küppers endlich selbst, im Duett mit ihrer Tochter schließt der Abend mit einem Evergreen. "Bei mir bist du schön". Und aus ist das Fest einer Künstlerin, die hoffentlich auch in Zukunft niemand lange sitzen lässt.

(DER STANDARD, Printausgabe vom 13.8.2001)