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Foto: APA/Guenter R. Artinger
Nürnberg - An Krebs erkrankte Eltern sollten nach einem Experten-Rat ihr Leiden nicht vor ihren Kindern verheimlichen. Betroffene Sprößlinge würden häufig zu spät und unzureichend über die Erkrankung eines Elternteils informiert, sagte der Nürnberger Soziologe, Arzt und Buch-Autor Gerhard Trabert. Dadurch fühlten sich die Kinder ausgeschlossen, verlören das Vertrauen zu ihren Eltern und entwickelten Angst- und Schuldgefühle. Bei manchen stellten sich sogar psychische Störungen ein. In Deutschland erkranken jährlich rund 350.000 Menschen an Krebs. Bei jeder zwölften Frau werde einer englischen Studie zufolge im Laufe ihres Lebens Brustkrebs diagnostiziert. Bei 30 Prozent dieser Patientinnen lebten die Kinder zum Zeitpunkt der Erkrankung noch zu Hause. Oft werde dann versucht, die Kinder durch Verschweigen der Erkrankung zu schützen. Die Krankheit werde verharmlost, der Tod als mögliche Folge meist ganz weggelassen. Dies sei ein verständlicher, aber völlig falscher Weg, sagte Trabert. Sensibilität Buben und Mädchen reagierten sehr sensibel auf Veränderungen. "Es ist extrem wichtig, dem Kind zu vermitteln, dass es nicht verantwortlich für die Lage ist", erklärte Trabert. Sonst leide das Selbstwertgefühl, und es entstünden Angst-Symptome, Konzentrations- und Lernstörungen und Verhaltensauffälligkeiten bis zum völligen Rückzug des Kindes in sich selbst. 5 bis 15 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen entwickelten einer US-amerikanischen Studie zufolge derartige Symptome. Studien zur Mutter-Kind-Beziehung bei an Brustkrebs erkrankten Müttern zeigten zudem, dass sich die Beziehung in einem Viertel der Fälle verschlechtere. "Das kann zum Teufelskreis werden", sagte Trabert. Gerade bei Frauen beeinflusse das Verhältnis zu den Kindern den Krankheitsverlauf. Sie zögen Kraft aus dem Willen, für ihre Kinder da zu sein. Sorgen und Ängste um den Nachwuchs könnten jedoch auch wichtige Kraft kosten, wenn die Kinder wegen des mangelnden Dialogs mit Vertrauensverlusten und psychischen Erkrankungen reagierten. "Es wird oft unterschätzt, wie stark Kinder sind", plädierte Trabert für eine möglichst frühe Einbeziehung der Kinder in die geänderte Familiensituation. Dabei solle man je nach Alter zunächst nur wichtige Grundinformationen liefern. "Kinder haben einen Selbstschutzmechanismus", erläuterte der Arzt. "Sie stellen erst dann weitergehende Fragen, wenn sie die ersten Informationen verarbeitet haben und mit weiteren Antworten umgehen können." (APA/dpa)