Belgrad/Wien - "Gott sei Dank, unser König ist nach fünf Jahrzehnten endlich nach Hause gekommen", sagt der Bauer Milorad aus Sumadija in Zentralserbien, der Hochburg der serbischen Monarchisten, und bekreuzigte sich gerührt von rechts nach links nach orthodoxer Art. Der König sei etwas Erhabeneres als ein schlichter Ministerpräsident, eben ein gottgegebener Herrscher. Das Königreich verkörpere Ruhm und Glanz, da wisse man wenigstens, wer der Herr im Haus ist. Zwar ist der serbische "König" Aleksandar Karadjordjevic nur ein Prinz und er spricht ein so gebrochenes Serbisch, dass selbst die Mitglieder des Kronrates ein Lächeln unterdrücken müssen, wenn sie ihm zuhören; besonders aufgeweckt scheint er auch nicht zu sein. Doch der Sechzigjährige mit einem englischen Reisepass ist nun einmal der Nachfolger der Dynastie Karadjordjevic und der einzige Hoffnungsträger der Monarchisten. "Nicht haben Schlüssel" "Ich wolle zu euch zurückkehren, doch ich nicht haben Schlüssel von meine Haus!", versuchte der als König titulierte Prinz vor einer zu seinen Ehren organisierten Volksversammlung energisch zu wirken. Die grinsende Masse jubelte und Aleksandar lächelte majestätisch zurück. Tatsächlich übergab ihm die jugoslawische Regierung vor zwei Wochen feierlich die Schlüssel für das Weiße Schloss, dem Belgrader Domizil der Karadjordjevics. Das königliche Eigentum wurde verstaatlicht Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Dynastie Kradjordjevic verbannt und das königliche Eigentum verstaatlicht. Im Weißen Schloss residierte danach Tito und bis vor kurzem Slobodan Milosevic. Allerdings sind die Eigentumsrechte des Prachtgebäudes noch nicht geregelt, und wenn Aleksandar königlich wohnen möchte, wird er für die enorm hohen Betriebskosten und die notwendige Dienerschaft selbst aufkommen müssen - solange er darauf wartet, dass sich das nach Identität suchende Serbien durch ein Referendum für Monarchie oder Republik entscheidet. Monarchistische Ambitionen Im Gegensatz zu Aleksandar gab sein bulgarischer Vetter zwar monarchistische Ambitionen vorerst auf, löste aber umso mehr Wirbel aus, als er in Bulgarien sensationell an die Macht kam. Es ist kaum bekannt, dass Nikola I., der König von Montenegro, der Urgroßvater des ehemaligen bulgarischen Kaisers Simeon II. aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha und der Ur-Urgroßvater Aleksandars von Serbien ist. Die Töchter von Nikola I., der auch als der "Schwiegervater Europas" bekannt und in der Operette "Die lustige Witwe" verewigt ist, waren mit dem Zaren von Bulgarien, Boris, dem König von Serbien, Petar, einem russischen Großfürsten und dem italienischen König Viktor Emanuel III. verheiratet. (Andrej Ivanji, DER STANDARD Print-Ausgabe 10.August 2001)