Das heißt nicht, dass das Medienpublikum in diesen heißen Tagen gänzlich auf politische Darbietungen verzichten müsste. Für eine eher humoristisch anmutende Fortsetzung der Affäre um die Geheimfonds, aus denen Chirac seine opulenten Reisespesen bestritten haben will, sorgte in dieser Woche Staatsanwalt Jean-Pierre Dintilhac. Er meinte, dass die Nutznießer dieser Fonds - Minister und ihre Mitarbeiter - zwar nicht für ihren Gebrauch belangt werden könnten, wohl aber, wenn sie die Gelder nicht versteuert hätten.
Die Retourkutsche ließ auf sich warten: Patrick Devedjian, Ratgeber der Präsidentenpartei RPR, meinte, dass Dintilhac als Exkabinettschef des sozialistischen Justizministers Henri Nallet selbst von Geheimfondsgeldern profitiert habe und konsequenterweise sofort demissionieren müsse, wenn es zu einem Finanzstrafverfahren kommt.
Auch Canard enchaîné bemüht sich, Farbe in Sommerloch zu bringen. Die satirische Zeitschrift rollt eine ältere Skandalgeschichte auf, die bis in die politische Jugendzeit Chiracs zurückreicht. 1978 habe Chirac, so der Canard, mit Geldern aus einer wohltätigen Stiftung Grundstücke erworben, die an seinen feudalen Landsitz angrenzen, um so vor lästiger Anrainerschaft geschützt zu sein. Chirac hat die Vorwürfe erwartungsgemäß mit Schweigen quittiert.
Gegenangriff
Ein anderes Skandalthema, das noch auf niedriger Flamme dahinköchelt, im beginnenden Präsidentschaftswahlkampf des Herbsts aber sicher eine heiße Rolle spielen wird, ist das der Sicherheit: Seit der jüngste Bericht des Innenministeriums aufgezeigt hat, dass die Kriminalitätsrate erheblich angestiegen ist, lassen Exponenten der politischen Rechten, von Chirac abwärts, keine Gelegenheit aus, die Schuld dafür der sozialistischen Regierungsmannschaft anzulasten. In dieser Woche bliesen die Sozialisten zum Gegenangriff: Die angebliche Zunahme der Kriminalität, so PS-Sprecher Vincent Peillon, könne einfach auch damit zu tun haben, dass die Polizei eben mehr Fälle kläre als früher.