Wien - Venture Capital, vorbörsliches Risikokapital, hat sich vom "Mauerblümchendasein" zu einem forschungsfördernden und somit wettbewerbsentscheidenden Faktor gewandelt. Das sagte Werner Clement vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) bei der Vorstellung der vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) in Auftrag gegebenen Studie zum Thema "Venture Capital: Indikator des Strukturwandels und Katalysator für Forschung und Entwicklung (F&E)" am Donnerstag. Das von 1998 bis 2000 in Österreich in diesem Bereich investierte Kapital habe sich von 694 Mill. S auf 2,2 Mrd. S (160 Mill. Euro) erhöht, hob Clement hervor. Nach diesem kurzen Aufleben scheine der Venture Capital-Markt jedoch wieder in Stagnation verfallen zu sein. Clement begründet dies mit den Problemen, die sich für Venture Capitalisten in der derzeit angespannten Lage beim Ausstieg aus einer Beteiligung ergäben. Beitrag zum Strukturwandel Das Risikokapital habe in Österreich eine interessante Entwicklung genommen, erklärte Clement. Venture Capital könne einen Beitrag zum Strukturwandel, insbesondere im Bereich der neuen Ökonomie, leisten. Es trage zur Modernisierung der österreichischen Wirtschaft bei. Aus der Studie des IWI geht außerdem hervor, dass in den frühen Finanzierungsphasen, der Seed- und der Start-up-Phase, ein Anteil von rund 20 Prozent in Forschung und Investition investiert würden. Der F&E-Anteil am gesamten finanzierten Beteiligungsvolumen liege bei rund 8 Prozent. Hindernisse Laut Clement sind die Rahmenbedingungen für Venture Capital noch deutlich zu verbessern. Die vom IWI befragten Investoren führen in der Studie die steuerliche Behandlung von Venture Capital-Gewinnen, das für Venture Capital "unfreundliche" Pensionskassengestz und die zu kleinen Betriebsgrößenvorgaben im Mittelstandsfinanzierungsgesetz als Hindernisse am österreichischen Venture Capital-Markt an. "Schlummerndes Potenzial" für Universitäten In der Studie wird ein gewaltiges "schlummerndes" Potenzial an Österreichs Universitäten vermutet. Die Mobilität von Universitäten in die Wirtschaft sei unzureichend, meinte auch Gerhard Kratky vom BMVIT. Die vermehrte Nutzung dieses Potenzials soll das Programm "Academia plus Business" fördern. In diesem sollen über die Etablierung von Inkubatoren (das sind Unternehmen, die jungen Firmen Starthilfe geben) an den Universitäten Unternehmensgründungen gefördert und unterstützt werden. Für dieses Programm seien bereits Mittel von insgesamt 120 Mill. S genehmigt worden. Förderprogramm Das in Vorbereitung befindliche Programm "Business plus Capital" soll dazu beitragen, um Österreich punkto "Risikokapitalinvestitionen in Technologiefirmen in Prozent des BIP" vom vorletzten Platz aller EU-Staaten wegzubringen. Hier sei geplant, dass die öffentliche Hand gemeinsam mit privaten Investoren in die forschungsintensiven Frühphasen investiere, erklärte Kratky. Konzipiert sei hier ein Volumen von rund 150 Mill. S pro Jahr auf fünf Jahre als Anschubfinanzierung. Kratky verwies auf den Umstand, dass bei diesem Programm das Geld nach dem Ausstieg aus einer Beteiligung auch wieder zurückkommen soll. (APA)