Wien - Am vergangen Freitag ließ der Chefstratege der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein, Albert Edwards, aufhorchen. Die Wall Street, prophezeite der Crash-Guru werde am Dienstag, nach Veröffentlichung der US-Produktivitätszahlen, um rund 20 Prozent einbrechen. An den Finanzmärkten wurde die Studie rege diskutiert und letztlich als „Marketinggag“ abgetan. Ein Analyst meinte, „Edwards ist der einzige Experte, der dieses Szenario sieht, entweder ist er genial oder größenwahnsinnig.“ US-Produktivität über den Erwartungen Der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein schien indes die gewagte Prognose ihres Experten zunehmend peinlich. Am Dienstag distanzierte sich die Bank vom Crash-Szenario: „Es gab kein Statement von uns, dass wir einen Crash prognostizieren,“ hieß es aus dem Unternehmen. Da war freilich die Grundlage für die Prognose schon nicht mehr gegeben. Entgegen der Erwartungen der Analysten zeigte sich die US-Produktivität von ihrer besten Seite. Sie war im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal auf Jahresrate hochgerechnet um 2,5 Prozent gestiegen. Analysten hatten nur ein Plus von 1,6 Prozent prognostiziert, Edwards selbst war von 1,5 Prozent ausgegangen. US-Börsen unbeeindruckt Auch die Wall Street zeigte sich unbeeindruckt. Zwar fielen die Technologiewerte infolge von Herabstufungen im Chip-Sektor - der Nasdaq Composite Index verschlechterte sich u0,32 Prozent auf 2.027,78 Stellen - der Dow Jones Industrial legte hingegen leicht zu. Der Leitindex stieg 57,43 Einheiten oder 0,55 Prozent auf 10.458,74 Stellen. Kontroversiell Edwards galt auch schon vor seiner Crash-Prognose als kontroversiell. Vor zwei Jahren sah er den Dow Jones auf 5.800 Punkte abrutschen, 1996 verärgerte er mit einer Studie den malaysischen Ministerpräsidenten Mohomad Mahathir, dessen Wirtschaftspolitik er in Anspielung auf eine Comic-Figur „Noddy Economics“ nannte. Die leidgeprüfte Investmentbank hatte auch damals schon mit Dementis alle Hände voll zu tun. Sämtliche Kopien von Edwards Länderstudie wurden aus dem Verkehr gezogen und vernichtet. (red)