Wirtschaft
Nur die Spitze des Eisbergs
Jährlich bis zu 25 Milliarden Schilling Schaden durch Anlegerbetrügereien
Wien - 20 bis 25 Milliarden
Schilling (1,4 bis 1,8 €) gehen
den Anlegern in Österreich
jedes Jahr durch diverse Betrügereien verloren, schätzt
die Bundeswertpapieraufsicht
(BWA). Mehr als Schätzungen
gibt es nicht, denn das meiste
bleibt im Dunkeln. Oft hüten
sich gefoppte Investoren vor
Anzeigen, weil sie Schwarzgeld investiert hatten, vermutet man in der BWA.
Tricks der Betrüger
Das mutmaßliche Schadensniveau macht mit 0,7
Prozent einen Bruchteil des
gesamten Geldvermögens der
Österreicher aus und scheint
seit Jahren stabil. Was sich
ändert sind die Tricks der Betrüger. Worüber das FBI auch
in Österreich recherchiert
sind offensichtlich Fälle von
"penny stocks". Dabei wird
der Kurs (=
Preis) von Aktien
künstlich nach oben getrieben
und rasch an blauäugige Investoren verkauft, noch bevor
die Kurse wieder herunterrasseln. Dafür suchen sich die Betrüger gerne Wertpapiere aus,
die nicht im großen Stil gehandelt werden, etwa Aktien
mit mickriger Substanz und
geringer Liquidität. Dann lassen sich die Kurse leichter
und billiger manipulieren.
Bisher ist laut Wertpapieraufsichtsbehörde hierzulande
noch kein einziger Fall von
"penny stocks" aufgeflogen.
Das häufigste Delikt, bei dem Anleger über den Tisch gezogen werden, ist die verbotene
Telefonwerbung. Finanzberater dürfen Menschen, mit denen sie keine Geschäftsbeziehung haben, nicht einfach anrufen und Anlageoptionen
anpreisen. 91 der 105 bei der
BWA angezeigten Fälle entfielen im Jahr 2000 allein darauf. Der Rest sind Berater, die
zu wenig über Risiken aufklären. (Lydia Ninz, DER STANDARD, Printausgabe 7.8.2001)