Zürich/Genua - Der italienische Literaturnobelpreisträger Dario Fo glaubt, die Regierung von Silvio Berlusconi habe den Globalisierungsgegnern am G-8-Gipfel in Genua eine Falle "nach faschistischem Muster" gestellt. "Das ist doch offensichtlich", sagte Fo in einem Interview mit dem "SonntagsBlick". "Berlusconi und Konsorten" hätten ein Klima der Aggression schaffen wollen und deshalb "Provokateure" unbehelligt nach Italien einreisen lassen. So habe man danach gegen Alle vorgehen können, "auch gegen die friedfertigen Pazifisten". Der Polizeieinsatz habe nicht das Ansehen Italiens in der Welt geschädigt, sondern jenes der Regierung, sagte der Dramatiker weiter. "Die intelligenten Menschen haben durchschaut, was sich da ereignet hat, dass alles organisiert war." Nun bleibe zu hoffen, dass sich die Richter bei der Untersuchung der Vorfälle nicht beeinflussen ließen. Fo glaubt "bei den heutigen Verhältnissen" nicht an eine positive Wirkung der Globalisierung für die ärmeren Länder. Die Mächtigen hätten nur ein Ziel: immer mehr Geld zu verdienen. Der 75-Jährige, der rund 70 Bühnenstücke geschrieben hat, war 1997 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden. Mit polemischen Äußerungen macht der prononcierte Linke regelmäßig auf sich aufmerksam. Diesen Frühling erwog er kurzzeitig, als Mailänder Bürgermeister zu kandidieren. Von den 301 Personen, die bei den Krawallen beim G-8-Gipfel in Genua festgenommen worden sind, befinden sich nach Angaben des Oberstaatsanwalts von Genua, Francesco Meloni, vom Samstag noch 49 in U-Haft. Zu diesen Personen - mehrheitlich Ausländer - zählen auch die 16 österreichischen Mitglieder der "VolxTheaterKarawane". (APA)