München/Warschau/Prag - Gewitterstürme mit sintflutartigen Regenfällen haben in Deutschland und einigen Nachbarländern mindestens fünf Todesopfer gefordert und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. In Bayern, Polen und Tschechien wurden am Wochenende vier Menschen von entwurzelten oder umgeknickten Bäumen erschlagen. Zwei Schwer und 50 Leichtverletzte in Bayern In Bayern wurde bei dem Unwetter am Freitagabend ein Radfahrer von einem Baum erschlagen. Allein dort gab es mindestens zwei Schwer- und 50 Leichtverletzte, dazu noch unabsehbare Sachschäden, die in mehrstellige Millionenhöhe gehen dürften. Die Polizei sprach unverhohlen von "Chaos". Vor allem im Raum Bad Tölz, aber auch in den Landkreisen Miesbach, Rosenheim sowie Traunstein und Garmisch-Partenkirchen hatte das Unwetter gewütet. Dort bot sich teilweise noch am Samstagvormittag ein Bild, das an Fernsehberichte über Tornadoschäden in den USA erinnerte: Zerfetzte Bäume und Strommasten, demolierte Autos, abgedeckte Dächer, niedergepeitschte Felder. Enorm große Hagelkörner Die Polizei sprach von enorm großen Hagelkörnern. Vielerorts wurden die Schneepflüge wieder aus den Depots geholt, um die Straßen notdürftig passierbar zu machen. Erst am Sonntag konnten die Helfer durchatmen, die Aufräumarbeiten waren fast abgeschlossen. Bis spät in die Nacht zum Sonntag hatten Feuerwehr und Hilfskräfte noch Straßen und Bahngleise von umgestürzten Bäumen und Strommasten befreit und beschädigte Dächer abgedichtet. Wegen abgerissener Oberleitungen hatten Züge auf freier Strecke anhalten müssen. Im Landkreis Bad Tölz war die Wasserversorgung auch am Sonntag immer noch gestört. Regenwasser war in das Trinkwassersystem eingedrungen. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, das Leitungswasser abzukochen. Oberbayern hatte eine Nacht lang keinen Strom Etwa 150.000 Menschen in Oberbayern mussten die Nacht zum Samstag ohne Strom verbringen. Zudem ist absehbar, dass das Unwetter auch große Ernteschäden verursacht hat. Bauern klagten vor allem über zerstörte Mais- und Getreidefelder. Polen: Viele Verletzte In der westpolnischen Stadt Srednica starb ein 67 Jahre alter Mann, als ein Blitz in den Schornstein seines Hauses einschlug. Dutzende Menschen wurden bei den Unwettern verletzt. Der Sachschaden geht in die Millionen. Zum Teil waren die Hilfskräfte auch am Sonntag noch im Einsatz, um die Schäden zu beseitigen. In Polen stürmte es in der Nacht zum Sonntag erneut. Betroffen waren vor allem die südostpolnischen Gebiete, die erst vor wenigen Tagen schwer vom Hochwasser an Weichsel und San geschädigt wurden. Im Karpatenvorland verunglückte Rundfunkberichten zufolge ein Wagen der Feuerwehr auf dem Weg zu einem Einsatz. Vier Feuerwehrmänner mussten verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Im Südosten Polens traten einige Flüsse nach den Regenstürmen erneut über die Ufer. Bisher ist nach Angaben der Krisenstäbe aber kein neues Hochwasser in der Region zu befürchten. Zuvor waren in Westpolen während eines schweren Regensturms in zahlreichen Ortschaften Straßen und Keller überschwemmt worden. Allein in Breslau (Wroclaw) musste die Feuerwehr 300 Mal ausrücken, um überflutete Keller leer zu pumpen. Tschechien - weite Landesteile überflutet Bei dem Unwetter in Tschechien waren in weiten Landesteilen Straßen überflutet, Dächer abgedeckt und Stromleitungen durchtrennt worden. (APA/dpa)