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New York - "Wir haben einen Weg gefunden, Embryonale Stammzellen (ES) zu entwickeln, bei deren Gewinnung keine Embryonen zerstört werden müssen", berichtete Alan Colman (PPL Therapeutics, Roslin) dem STANDARD, "wir haben aus Hautzellen eines Rindes schlagende Herzzellen machen können." Das war im Frühjahr, und so problemlos schlagen sie zwar immer noch nicht: Colman hat nun gegenüber dem Wall Street Journal konzediert, man sei etwas verfrüht an die Öffentlichkeit gegangen. Aber inzwischen ist der Wettlauf voll entbrannt: Kurz nach der Entscheidung des US-Kongresses, das "therapeutische Klonen" zu verbieten, haben gleich drei weitere Firmen bekannt gegeben, sie seien auf demselben Weg schon weit. Und Colman selbst hat erstmals Details des PPL-Verfahrens angedeutet. Königsweg In allen Fällen geht es darum, Körperzellen von Erwachsenen so zu verjüngen ("redifferenzieren"), dass daraus wieder ES werden, die sich dann neuerlich zu beliebigen Geweben - für Transplantate - differenzieren lassen. Damit hätte man einen Königsweg zu den ES, die bisher auf zwei Wegen gewonnen werden: Entweder von einem schon vorhandenen Embryo - etwa einem "überzähligen" der künstlichen Befruchtung oder einem abgetriebenen - oder von einem eigens hergestellten: Dabei würde man aus Körperzellen des Patienten und einem Spenderei ein Embryo klonen. Dessen Gewebe wäre ein technisch problemloses Transplantat - es hätte die Gene des Empfängers und würde keine Immunabwehr auf sich ziehen -, aber ein ethisch hochdiffiziles. Zell-Alchemie Dieses Verfahren soll in den USA verboten werden. Das andere, die Verwendung vorhandener Embryonen hingegen, bleibt erlaubt, ist aber ethisch auch umstritten und technisch mit Immunproblemen verbunden. Beides will PPL Therapeutics mit seiner ganzen Erfahrung umgehen - die Firma ist Mitschöpfer des Klonschafs "Dolly". Sie hat für ihre ES-Alchemie eine ausdifferenzierte Hautzelle mit dem Zytoplasma - der Flüssigkeit in Zellen - eines Eis kombiniert und damit die Verjüngung ausgelöst. Zugleich hat man den Zellen Fremdgene eingebaut, die sich über die Verjüngung stabil hielten und beim Transplantatempfänger Gendefekte therapieren könnten. Diese Forschungen laufen staatlich gefördert in den USA, sie sollen von Rindern auf Affen ausgedehnt werden. Für Versuche an Menschen gibt es in den USA kein Geld, PPL Therapeutics will sie in Schottland durchführen. Colman hofft auf Erfolge in "zwei bis drei Jahren". (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5. 8. 2001)