Wien - Die Chancen auf einen Einstieg der Raiffeisen Zentralbank Österreich (RZB), Wien, bei der polnischen Postbank (Bank Pocztowy) noch vor den Wahlen Ende September sind rapide gesunken: Die seit Februar laufenden Exklusivgespräche sind ausgesetzt, erklärte ein RZB-Sprecher am Freitagnachmittag gegenüber. Als Grund für die abgebrochenen Gespräche werden unterschiedliche Preisvorstellungen für den Erwerb eines 25,7-Prozent-Pakets genannt. "Der gebotene Preis war inakzeptabel", zitiert die polnische Agentur den Vize-Präsidenten der polnischen Post, Przemyslaw Seczkowski. Die Gespräche mit der RZB könnten daher als abgeschlossen betrachtet werden. Das "WirtschaftsBlatt" (Wochenend-Ausgabe) zitiert den Direktor der polnischen Post, Jacek Turczynski, mit einer fast gleich lautenden Aussage. Die RZB suche weiterhin das Gespräch, betonte der RZB-Sprecher dagegen am Freitag. Umbesetzungen Nach den Wahlen im September dürfte es in Polen zu mehreren Umbesetzungen in diversen für die Privatisierung entscheidenden Positionen kommen. Wenn der Verkauf bis dahin nicht besiegelt sei, dann müsste mit den Verhandlungen wohl wieder "bei Adam und Eva" begonnen werden, erklärte RZB-Vize-Generaldirektor Herbert Stepic Anfang Juli. Die Höhe des abgegebenen Offerts wird von der RZB mit Verweis auf ein Vertraulichkeitsabkommen nicht genannt. Das "WirtschaftsBlatt" nennt unter Berufung auf polnische Finanzkreise einen Preis von 102 Mill. Zloty (27,3 Mill. Euro/376 Mill. S) für 25,7 Prozent an der Postbank, den die RZB zu zahlen bereit sei. Bankenexperten halten diesen Preis für plausibel. Seczkowski beziffert den Gesamtwert der Postbank auf mehr als 400 Mill. Zloty. "Seriöses Offert" Die RZB hat seit Februar exklusiv mit der polnischen Post über den Einstieg bei der Postbank verhandelt, nachdem sie sich wie andere ausländische Banken im Herbst 2000 um das polnische Institut beworben hatte. Im Juni gab die RZB ein "seriöses Offert" für gut 25 Prozent an der Bank Pocztowy ab, das aus Sicht der RZB den Rahmenbedingungen entsprochen habe. Die polnische Postbank hat eine Bilanzsumme von 280 Mill. Euro (3,9 Mrd. S) und beschäftigt in 80 Filialen 785 Mitarbeiter. Die RZB ist in Polen bereits mit einer Tochter vertreten, die in 25 Geschäftsstellen mehr als 700 Mitarbeiter beschäftigt. Derzeit hält die polnische Post 66,6 Prozent (und 72,2 Prozent der Stimmrechte) an der Bank Pocztowy, das verbleibende Drittel (und 25,8 Prozent der Stimmrechte) ist in Besitz von Prokom Investments. Die polnische Post will den Angaben zufolge ihre Zwei-Drittel-Mehrheit an der Bank behalten. (APA)