Vor allem für eine internationale Karriere ist es häufig schon zu spät, wenn man nach langem Studium erst als 30-Jähriger in den Beruf einsteigen kann. Möglichst baldiges "Training on the Job" wird deshalb bei den Aspiranten auf Führungspositionen immer gefragter, und ein MBA-Abschluss erhält zunehmend den Vorzug vor dem zeitaufwendigen Erwerb eines Doktortitels."Master of Business Administration"

Massen-Universitäten und Fachhochschulen verlieren an Anziehungskraft: Dort nehmen heute nur gut 60 Prozent eines Maturajahrgangs ein Studium auf, während es 1990 noch 80 Prozent waren. Unzureichende Praxisorientierung und fehlende internationale Ausrichtung der Lerninhalte an den staatlichen Hochschulen stoßen auf Kritik und treiben manchen jungen Menschen, der seine Karriere plant, in die Arme der Anbieter von MBA-Studiengängen. So gewinnen angelsächsische Formen der akademischen Berufsausbildung - allen voran der "Master of Business Administration" - an Popularität.

Über freie Studienplätze, Bewerbungsvoraussetzungen, Erfahrungsberichte und ständig neue, spezialisierte Studienrichtungen informiert sich die Internetgeneration international unter www.mba-exchange.com. Diesen Trend greifen zukunftsorientierte Unternehmen auf und werden dabei von der Nachfrage, die sie auslösen, fast überrollt. Nachdem der Studiengang "Bachelor of International Management" in diesem Frühjahr vom Bertelsmann-Konzern erstmals ausgeschrieben wurde, meldeten sich 450 Bewerber für 29 offene Plätze. Und an der "Print Media Academy" der Heidelberger Druckmaschinen AG, wo seit Herbst 2000 die ersten acht Anwärter den "Printmanager MBA" anstreben, musste eine weitere Studienalternative aufgrund des Andrangs eingerichtet werden.

Nachwuchsprogramm

Die "alternativen Hochschulen" generieren ein enormes Interesse, und nicht wenige Unternehmen sehen hierin die Chance, ihren Nachwuchs für Führungspositionen verstärkt aus den eigenen Reihen zu gewinnen. Die Ausbildung von Managern - wie übrigens auch die Weiterbildung von Fachkräften - erfolgt in Topfirmen wie IBM, Siemens und Daimler Chrysler durch diese selbst, und hierfür haben sie spezielle Bildungsgänge eingerichtet. Investitionen in Millionenhöhe belegen die Bedeutung solcher Aktivitäten für renommierte Unternehmen wie SAP, Bertelsmann und BASF. Die Kooperation mit externen Partnern - vorzugsweise mit privaten Business Schools von Boston bis Lausanne - wird dabei häufig gesucht. Die Liste der Konkurrenzangebote zu den staatlichen Universitäten und Fachhochschulen wird mittlerweile fast lückenlos von allen Großunternehmen bestückt. Auf eine lange Tradition können solche "Corporate Universities" in US-amerikanischen Firmen zurück blicken.

Der Vorläufer für die inzwischen mehr als 1600 Corporate Universities in den USA, das "Management Development Institute", wurde von General Electric bereits 1955 gegründet. Welches Gewicht die Firmen-Unis als Alternative noch bekommen werden, belegt eine Studie des Henley Management College: Danach werden im Jahr 2010 mehr Amerikaner ihre akademische Ausbildung an einer Corporate University abschließen als an einer traditionellen Hochschule.

Keine "Schmalspur-Akademiker" Die Verbreitung der durch die Unternehmen organisierten Bildungsinhalte erfolgt global, wobei sich die Studenten viel Lern-Ballast ersparen. Doch wie für moderne Geschäftsprozesse erforderlich, lernt der Kaufmann in Firmenuniversitäten den Techniker verstehen, und dieser erwirbt Management-Kenntnisse. Den Geruch des "Schmalspur-Akademikers" haben daher an Firmen-Unis ausgebildete MBAs und "Bachelors of Arts" (BAs) längst verloren. Im Gegenteil - die Titel stellen ein international gültiges Karriere-Ticket dar, weil sie globale Marktkenntnisse und zusätzlich zum Fachwissen auch das Beherrschen von Führungstechniken signalisieren. (DER STANDARD, Print-Ausgabe)