Wien - Nach der Klagsandrohung gegen IBM ist die Wiener YLine auf der Suche nach neuen Geldquellen. 42 Mio. S (2,9 Mio. EURO) habe man in der Kasse und sei somit "ausfinanziert", sagte YLine-Pressechef Willi Berner zur APA. Anderer Ansicht ist Thomas Masar von der CA-IB: "Die Liquidität von YLine ist besorgniserregend." Die Liquidität ersten Grades, eine Maßzahl zur Feststellung der Abdeckung kurzfristiger Schulden durch Barreserven, sei mit 0,3 so niedrig, dass YLine aus heutiger Sicht die Zahlungsunfähigkeit blüht. Zurückgenommen hat die CA-IB die Umsatzprognosen für das Jahr 2001 von 50 auf 35 Mio. EURO, für 2002 von 80 Mio. EURO auf 60 Mio. EURO. Durch die geplatzte Ehe mit IBM, die im Börsenprospekt 1999 noch als langfristiger Technologiepartner angekündigt wurde, wird eine wichtige Geschäftsgrundlage infrage gestellt. Flucht nach vorne Die Flucht nach vorne, Plan B nach den verkorksten IBM-Verhandlungen, hat am Donnerstag YLine-Chef Werner Böhm angetreten. Für rund 1,11 Mio. EURO (15,28 Mio. S) greift Böhm ins private Geldbörsel und erhöht somit seinen Aktienanteil an YLine auf insgesamt zwölf Prozent, stand auf der YLine-Internetseite. Woher das Geld stammt, wird Böhm, der für den S TANDARD nicht erreichbar war und auf Tauchstation gegangen ist, möglicherweise auf einer Pressekonferenz Freitag erzählen. Der Kauf der YLine-Papiere durch Böhm ist brisant: Nachdem die Aktie an der Brüsseler Technologiebörse Nasdaq Europe am Mittwoch um rund 50 Prozent auf den absoluten Tiefststand von 2,50 Euro abstürzte, ging der Sturzflug auch am Donnerstag weiter. Kurzzeitiger Tiefstand: ein (!) EURO. Viel zu wenig, um mit den vom US-Fonds Navigator bereitgestellten 50 Mio. EURO die eigene Kasse aufzufüllen. Nach Angaben des Geschäftsberichts muss der YLine-Kurs dafür über dem Kurslimit von fünf EURO notieren. Böhm zahlte sieben EURO pro Aktie, ein Vielfaches des Marktwerts. (Thomas Jäkle, DER STANDARD, Printausgabe 3.8.2001)