Es geht nicht mehr allein um bessere Roboter und um künstliche Intelligenz, nun sollen gar künstliche Wesen gebaut werden, die denken, fühlen und handeln wie Menschen: Die Dinger heißen "Androiden" - also die Mann-Ähnlichen (siehe Androloge = Arzt für Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane). "Menschenähnliche Intelligenz" sei das Ziel der Forschung, titelt dennoch der Standard. Es wäre schon eine genauere Recherche wert gewesen: Sind Männer das Vorbild für das Innenleben der Roboter? Warum? Glauben die Forscher, daß der Gefühlshaushalt von Männern leichter entschlüsselt und von Programmen imitiert werden kann? Ich vermute einen anderen Grund: Sie heißen so, weil die Androiden-Forschung (PR-Abteilung inklusive), die allen Ernstes menschliche Gefühle nachbasteln will, eine von großen Jungs dominierte Spielwiese ist, auf der auch ein paar angepaßte Mädels toleriert werden. Und die alle miteinander nicht gelernt haben, nach dem Sinn ihrer Forschung zu fragen und Verantwortung für die Folgen zu übernehmen: Wissenschaft ist, wenn's Spaß macht! Ob alte Menschen die armselige Zuwendung von lächelnden Robotern schätzen oder nicht, ist offensichtlich nicht die Frage - zumindest im APA-Artikel wird das Thema Pflege in einem Aufwasch mit der künstlichen Intelligenz auf dem Fußballplatz abgehandelt. Meiner Ansicht nach besteht jedoch kein ernster Grund zur Sorge, daß bald die Androiden los sind: Es gibt derzeit ja noch nicht einmal gut funktionierende Übersetzungsprogramme für Fremdsprachen. Doch in einem Punkt können die Computer locker mit den Menschen mithalten: Bei ihrer unvorhersehbaren Störungsanfälligkeit. Zumindest wenn man an Windows denkt - vielleicht kann das vielgescholtene Programm doch noch zu Pioniertaten beitragen, indem es den Androiden die bockige Komponente beisteuert? Bei aller unfreiwilliger Komik der Materie: Es ist interessant, daß der (androzentrischen?) Standard-Redaktion nicht aufgefallen ist, daß mit diesem Sprachgebrauch die Frauen aus der Menschheit hinausdefiniert werden. Doch bei diesem Thema scheint mir das kein herber Verzicht.... (Irene Gronegger)