Wien - Der neue ÖBB-Chef Rüdiger vorm Walde (54) trat am Mittwoch seinen Dienst an. Er löste in der Funktion an der Spitze des Vorstandes der Österreichischen Bundesbahnen Helmut Draxler ab. Unmittelbar vor seinem Dienstantritt hatte vorm Walde erklärt, er wolle auf Kontinuität setzen und trotzdem vieles umstellen. Auf eine sichere Teilung der ÖBB in Absatz und Infrastruktur wollte er sich aber nicht festlegen. Der neue Bahn-Boss gilt als erfahrener Sanierer. Die ÖBB seien jedoch keineswegs ein Sanierungsfall. "Die Eckdaten, die ich bisher gesehen habe, sind außerordentlich positiv", hatte vorm Walde bereits unmittelbar nach seiner Designierung erklärt. "Rekorde auf allen Linien" Ende voriger Woche hatte der alte ÖBB-Vorstand - noch unter Draxler - dem Aufsichtsrat eine Halbjahresbilanz mit nach eigenen Angaben "Rekorden auf allen Linien" vorgelegt. Der Betriebserfolg EBIT des Unternehmensbereichs Absatz lag zum 30.6.2001 mit 1,36 Mrd. S (98,8 Mill. Euro) um 80 Prozent über dem Wert der Vorjahresperiode, und auch das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit (EGT) hat mit 1,22 Mrd. S deutlich zugelegt. Beim Halbjahresumsatz wiesen die ÖBB eine Steigerung um 7,9 Prozent auf 17,25 Mrd. S auf. In der zweiten Hälfte des Jahres wurde durch negative Konjunktureffekte mit einem Einbruch im Güterverkehr gerechnet. Der ÖBB-Personalstand wurde heuer weiter abgesenkt. In den ersten Monaten haben die ÖBB 800 Mitarbeiter abgebaut. Bis Jahresende wird die Zahl von 48.400 Mitarbeitern unterschritten werden, hatte der alte Vorstand berichtet. Am 1. Jänner 2001 zählten die ÖBB noch 49.400 Mitarbeiter. Kontinuität Generell sprach sich vorm Walde für Kontinuität und Sicherung der Arbeitsplätze aus. Letzeres durch das - bereits von Draxler forcierte - Insourcing, also die Ausführung von Arbeiten im eigenen Haus statt der Vergabe nach außen. Die Arbeitsplätze sollten durch mehr Umsatz und mehr Verkehr gesichert werden. "Das hört sich einfach an, ist es aber auch. Man muss es nur wollen", so vorm Walde in einem Statement. Der neue ÖBB Chef war 1994 als Vorstandsmitglied zu den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) gekommen, später wurde er Vorstandsvorsitzender. Zuvor war er in anderen kommunalen und regionalen Verkehrsunternehmen in Deutschland tätig. Während der Tätigkeit vorm Waldes ist die Mitarbeiterzahl der BVG, die mit dem Zusammenschluss von Ost- und Westberlin zum größten kommunalen Verkehrsunternehmen Deutschlands wurden, von ursprünglich 30.000 Mitarbeitern auf ein Zehntel geschrumpft. Neben vorm Walde in den ÖBB-Vorstand geholt wurde Ferdinand Schmidt, zuletzt Vorstandssprecher der Lauda Air. Aus dem früheren Bahn-Vorstand verblieb lediglich der zuständige Vorstand für den Bereich Infrastruktur und bisherige Stellvertreter des Generaldirektors, Helmut Hainitz. Der ehemalige Finanzvorstand Fritz Proksch ging in Pension, Personenverkehrschef Gerhard Stindl und Cargo-Chef Anton Hoser sondieren Angebote für neue Aufgaben. Der ÖBB-Vorstand wurde damit von fünf auf drei Mitglieder verkleinert. (APA)