Das auf dem Bild, das sind wir. Fast. Vati und Mutti Fuchs sind leicht zu erkennen, gut, das entzückende Mäderl (Leopoldine heißt sie) wälzt sich in unseren "realities on the ground" auf demselben, weil sie grad ihren stündlichen Wutanfall hat, und statt des sauberen Buberls denken Sie sich halt eine grantige, überwuzelte Zentner-Schateken, die Harrer. Aber sonst stimmt alles. Kein Glutflankerl netzt die Fönfrisur, kein noch so minuskules Brandloch verschandelt das im Ausverkauf erstandene Sommerhoserl, kein verkohltes Schweinsfett verstinkt das Kleiderl. Die Nachbarin haut auch nicht die Gartentür zu, dass es kracht in der adretten Reihenhaussiedlung, niemand reißt die olfaktorisch besudelte Bettwäsch' von der Leine, und dass jemand in Panik die Feuerwehr ruft, weil sein Häusl so verqualmt ist, ist überhaupt ein Gerücht.

Wir grillen. Das ist so schön, weil da die Fuchs so stolz auf ihren Alten ist, der tadellose, außen kruspelige, innen rosarote Lammkoteletts hinlegt - was wir ihm erleichtern, indem wir doppelte (zwei Ripperln dick) kaufen, die wir, ganz simpel mit Olivenöl und mit Thymian- oder Rosmarinzweigen mariniert, einen Tag auf ihre Bestimmung, gefressen zu werden, warten lassen. Was er noch braucht, der Seybold (er ist ein so genannter Emanz, drum heißt er anders als die Fuchs), ist eine hinlängliche Beleuchtung. Weil ein Künstler braucht Licht, sagt die Fuchs. In Wahrheit, sagt die Harrer, hat er jahrelang die Lammkoteletts verschissen und eine Ausrede gebraucht, und inzwischen hat er's eben derlernt, und sagt, es ist der starke Scheinwerfer, den er jetzt hat.

Sie sehen, es ist eine ganz eine heiklige Geschichte, das Grillieren, bei dem sich aus evolutionären - sagt man - Gründen die Männer immer so besonders hervortun. Lieb sind sie, mit ihren versengten Augenbrauen und den Schweißperlen auf der roten Nase, wenn sie mit dem Föhn die Flammen zu entfachen suchen und patschert mit der Zange herumfuchteln, denn dass sie das "Grillgut" - was für ein Wort für so eine archaische Beschäftigung - nicht anstechen dürfen, haben wir ihnen mit der nötigen Strenge beigebracht. Und die geistreichen Gespräche, die sie über dem Feuer zu führen pflegen! Da wundert sich keiner mehr, dass sie als Herren der Schöpfung post festum das Reinigen des Grillers und des dreckigen Geschirrs ihrer Liebsten überlassen, sie heißt ja nicht umsonst Putzi.

Ist ja alles nicht wahr, sie sind wahre Meister, grundgescheit dazu und auch brave Abwäscher. Aus der Harrer, sagt die Fuchs, spricht die Angst, dass sie sich in Zukunft ihre Lammnierndeln selbst auf den Rost hauen kann. Die Harrer ist nämlich eine besondere Anhängerin des Grillens, das ja früher ganz und gar nicht landesüblich war. Die Österreicher und Österreicherinnen pflegten sich ihre karzinogenen Stoffe durch reichlichen Genuss von G'selchtem zuzuführen. Ausnahmen waren nur die total verrußte Lagerfeuer-Knackwurst und die Schweinsbratwürstel auf dem Kirtag - und natürlich der gegrillte Ochse auf dem Rieder Volksfest, den es gab, als es den "Rieder Neger" noch nicht gab, nämlich in den Sechzigerjahren: eine veritable grosse pi`ece, um die sich Legenden rankten, fantastischer noch als die um die berühmten Raufereien. Den kulinarischen Wert der Sache konnte die Jungfuchs leider nie überprüfen, weil sie, wenn sie um vier Uhr mit ihren Eltern auf der Rieder Mess' eintraf, immer ein abgefressenes Gerippe vorfand.

Ende der Siebziger wurde das Grillen als amerikanische Errungenschaft übernommen - modern, gesellig, gesund (!) - , heute wehen einem pünktlich ab dem ersten Schönwettereinbruch im April gleichzeitig mit den erwachten linden Lüften die minder feinen Düfte von Brennspiritus und Rauch und Schwein an, denn dieses ist und bleibt des Austriaken liebstes Tier, auch auf dem Griller. --> Na ja...